"Du", sage ich zum Patchwork-Kind, "am Wochenende, nur damit du Bescheid weißt, fahren wir zur Oma!" -  "Kein Problem", antwortet das Patchwork-Kind, „nur musst du mich dann vorher noch von der Sportwoche abmelden!"

Sportwoche am Muttertag? Ich kapiere wieder einmal zu spät, dass mich das Kind am Muttertag nicht mit dem Duft von ans Bett serviertem, frischem Kaffee wecken wird (was es ehrlicherweise vielleicht nur einmal gemacht hat), sondern mich mit einem Anruf aus einem Sportheim irgendwo im Salzburgischen brüsk aus dem Schlaf reißt: "Ich wollte sichergehen und die Erste mit meinem Anruf sein", sagt das lustige Einzelkind heute um 7.12 Uhr und schnattert laut über die Mädchen-Freundinnen-Meute hinweg in mein müdes, aber dennoch beglücktes Mutter-Ohr: Du-weißt-du-schon-Conchita-hat-gewonnen-und-alles-Gute-auch-der-Oma-ich-muss-jetzt-los-heute-noch-Rafting-ja-es-regnet-in-Strömen-und-ist-saukalt-aber-egal-ist-eh-lustig-alles-bestens-Bussi-Mama ... bevor ich noch sagen kann, dass sie aufpassen, sich nicht verkühlen, bitte nachher warm duschen und unbedingt Socken anziehen soll, bin ich wieder allein. Keiner serviert mir Kaffee an mein Bett.

Alle finden den Muttertag doof

Alle finden den Muttertag doof. Jetzt also auch die Schule. Das ist prinzipiell in Ordnung und hat einen lustigen Nebeneffekt:  Es lässt mich (ohne Kind) wieder zum Kind werden. Also mache ich heute den Kaffee, stelle trotz Salzkammergut-Schnürl-Regen ein paar frisch gepflückte Wiesenblumen in eine Vase, hab ein Buch gekauft und eingepackt und sinniere, während ich meine Mama ganz lange ausschlafen lasse über den doofen Muttertag nach.

So viele Bonus-Mütter

Während Kaffeeduft durch das Haus durchzieht, denke ich auch an alle meine Bonus-Mütter: Meine Ex-Stiefmutter, die weit weg lebt, deren Tochter jetzt auch seit drei Jahren Mutter ist, die spätere langjährige Lebensgefährtin meines Vaters, deren Tochter vor einem Monat Mutter wurde, meine Ex-Schwiegermutter, meine Fast-Schwiegermutter und deren drei Töchter, die Mütter sind und natürlich an meine Großmutter, die mit 97 Jahren drei eigene Kinder, sieben Enkel und bald acht Ur-Enkel hat. "Wie im Bilderbuch!", sagt meine Mama, von Kaffeeduft geweckt, setzt sich zum Frühstück und freut sich wie ein Kind. Schön, denke ich, so ein Muttertag und gar nicht so doof. (Mia Eidlhuber, derStandard.at, 11.5.2014)