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Ein Teilnehmer aus Polen, selbst einst im KZ Mauthausen gefangen.

 

Foto: apa/rubra

Jugendliche aus der Region tragen die Fahne bei der Befreiungsfeier.

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Mauthausen – Jahrzehntelang ist Josef Klat bei den Befreiungsfeieren des ehemaligen KZ Mauthausen auf den Appellplatz marschiert. Der ehemalige Häftling hielt dabei die rote Fahne "Mauthausen 1938 – 1945" in Händen. Im Oktober vorigen Jahres ist er im Alter von 91 Jahren gestorben. Er galt als einer der wichtigsten Erhalter der Erinnerung der Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen.

Diesen Sonntag trugen Mädchen und Buben der Neuen Mittelschule Mauthausen zur 69. Internationalen Befreiungsfeier die Fahne, an der rund 8000 Besucher aus 60 Ländern teilnahmen. Als Zeichen der Verbindung zum heutigen Mauthausen sollen jetzt ab immer Schüler aus dem Ort die Fahnenträger sein. Bis auf den entschuldigten Bundespräsidenten Heinz Fischer nahmen wie üblich Bundeskanzler Werner Faymann, Nationalratspräsidentin Barbara Prammer, Innenministerin Johanna Mikl-Leitner sowie weitere Minister und oberösterreichische Landespolitiker als Vertreter des offiziellen Österreich an den Feierlichkeiten teil. Diese waren dem Thema "Wert des Lebens" gewidmet.

Seit dreißig Jahren dabei

"Das Schlimmste bei den Nazis war, dass sie diesen Wert des Lebens bestimmten“, für Widerstandskämpferin Mirjam Ohringer "die größte Ungerechtigkeit der Welt“. Seit 1984 kommt die während des Zweiten Weltkriegs in den Niederlanden im Untergund aktive Jüdin zu den Befreiungsfeiern nach Mauthausen.

Mittlerweile sitzt die betagte Dame im Rollstuhl, was ihrem unermüdlichen Einsatz für Zivilcourage jedoch keinen Abbruch tut. "Wissen Sie, bei Zeitzeugengesprächen in Schulen stelle ich immer als erstes die Frage, wer hat sich auswählen können, dass er das Kind von Farbigen ist, oder mit einer Beinträchtigung zur Welt gekommen ist?", erzählte sie im Gespräch mit derStandard.at. Die Anwort seien erst einmal weitaufgerissene Augen. Und dann: Niemand habe eine Wahl. "Genau, und das macht uns alle gleichwertig“, sagt Ohringer dann stets. "Doch darüber setzten sich die Nazi hinweg.“

1986 weihte die Sozialistin, die mit "Marx und Moses erzogen wurde“ (Ohringer), auf dem Gelände des KZ-Mauthausen das Denkmal für jene aus den Niederlanden deportierten und ermordeten Juden ein. Erst voriges Jahr habe sie noch eine Tafel mit dem Namen eines weiteren Opfers dort angebracht.

Schon einen Tag vor der Befreiuungsfeier legten nationale Häftlingsorganisationen oder Delegationen Kränze und Blumen vor ihren jeweiligen Denkmälern nieder. Natürlich wunderten sich viele über ein zwanig Meter langes Zaungitter, bespannt mit einer grünen Plane, das hinter dem tschecheslowakischen Denkmal an die KZ-Außenmauer gelehnt ist: Ein trauriger Beweis für die Aktualität des diesjährigen Themas, wie Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthuasen Komitee Österreich (MKI) meinte. In der Nacht auf Freitag hatten nämlich Unbekannte mit schwarzer Farbe in Versalien "Türkenrass ab ins Gas. Sieg heil" auf die Mauer gesprüht (derStandard.at berichtete). Und nur einen Tag später hatte ein Spaziergänger auf einem türkischen Kindergrab auf dem Friedhof in Mauthausen ein Hakenkreuz entdeckt. Laut Polizei durchaus denkbar, dass es sich um den oder dieselben Täter handle. Von ihnen fehlte am Sonntag noch jede Spur.

"Aktive rechtsextreme Szene"

Diese Vorfälle seien mehr als nur ein Affront, sondern ein Beweis, dass es 69 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkiges es "in Österreich ein aktive rechtsextreme Szene gibt", so Mernyi. "Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus werden aber in ganz Eruopa immer salonfähiger. Diese Entwicklung ist sehr besorgniserregend", rief der MKO-Vorsitzende in seiner Ansprache zu Zivilcourage auf. (Kerstin Scheller, derStandard.at, 11.5.2014)