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Demonstration in Lagos, Nigeria.

Foto: APA/EPA/str

Lagos - Die nigerianische Islamistengruppe Boko Haram hat am Montag ein neues Video der entführten Schülerinnen veröffentlicht und erklärt, einen Teil von ihnen zum Islam bekehrt zu haben. In dem Video erklärte der Boko-Haram-Führer Abubakar Shekau, die nichtkonvertierten Mädchen würden nur im Tausch gegen inhaftierte Gesinnungsgenossen freigelassen. 

Die nigerianische Regierung lehnte dies postwendend ab. "Es ist nicht an Boko Haram, nun Bedingungen zu stellen", sagte Innenminister Abba Moro der Nachrichtenagentur AFP. Es würden keine Personen gegen andere ausgetauscht, bekräftigte er.

(Quelle: Storyful)

"Diese Mädchen, um die ihr euch so sorgt, haben wir befreit. Und wisst ihr, wie wir sie befreit haben? Diese Mädchen sind Muslime geworden", sagte Shekau, der in Militäruniform mit einer automatischen Waffe auftrat, in dem Video. Der von ihm vorgeschlagene Austausch betreffe nur jene, die nicht zum Islam konvertiert seien. Die anderen seien nun ihre "Schwestern".

In dem 17-minütigen Video sind rund 130 Mädchen mit einem Ganzkörperschleier beim Gebet an einem unbekannten ländlichen Ort zu sehen. Kämpfer von Boko Haram hatten Mitte April eine Schule im Nordosten Nigerias überfallen und 276 Schülerinnen verschleppt; 223 werden noch immer vermisst.

Shekau spricht in dem Video 17 Minuten lang auf Arabisch und später auf Haussa, anschließend ist die Gruppe von etwa 130 Mädchen zu sehen. Shekau selbst tritt zu keinem Moment mit den Mädchen zusammen auf.

Boko Haram Islamist group releases video it claims is of kidnapped #Nigerian schoolgirls. On @SkyNews now pic.twitter.com/jouRk8Td0x

— Ed Challes (@SkyEdChalles) 12. Mai 2014

Hollande organisiert Gipfel

Vor einer Woche entführte die Gruppe weitere elf Mädchen. Die USA, Großbritannien und Frankreich schickten inzwischen Polizei- und Militärexperten nach Nigeria, um bei der Suche nach den Mädchen zu helfen. Die nigerianische Regierung war unter starken internationalen Druck geraten, weil sie nur zögerlich auf die Entführung reagiert hatte.

Unterdessen will sich auch Israel am Einsatz zur Suche nach den Schülerinnen beteiligen. Der nigerianische Präsident Goodluck Jonathan habe das Angebot des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu angenommen, berichtete die Zeitung "Premium Times" am Montag. Der französische Präsident François Hollande gab am Sonntagabend bekannt, dass er diesen Samstag einen Gipfel mit afrikanischen Staatschefs zum Kampf gegen Boko Haram organisieren will.

Auch die USA intensivieren ihre Hilfe bei der Suche. Wie der TV-Sender CNN unter Berufung auf Regierungsbeamte berichtete, überfliegen bemannte amerikanische Aufklärungsflugzeuge das westafrikanische Land. Außerdem versorgen die USA die nigerianischen Behörden mit Satellitenbildern.

Washington hatte bereits kürzlich ein Team von Experten nach Nigeria geschickt. Es gebe aber keine Pläne, US-Kampftruppen zu beteiligen, hieß es in Washington.

Scharfe Verurteilung der EU

Die EU-Außenminister haben die Verschleppung und Gefangennahme der Mädchen scharf verurteilt und deren sofortige Freilassung verlangt. "Die EU ist über die jüngsten terroristischen Angriffe im Norden Nigerias tief besorgt und entsetzt über das Leiden der dortigen Bevölkerung", heißt es in einer Erklärung des Rates vom Montag.

Die radikalislamische Gruppe Boko Haram ("Westliche Erziehung ist Sünde"), auch als Taliban Nigerias bezeichnet, verübt seit 2009 immer wieder Anschläge auf Polizei, Armee und Behörden, aber auch auf Kirchen und Schulen. Allein in diesem Jahr wurden etwa 1500 Menschen bei Angriffen der Gruppe getötet. Das ursprüngliche Ziel von Boko Haram, einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias zu errichten, ist angesichts der Gewalt zunehmend in den Hintergrund getreten. 

Hinweise auf Versteck

Unterdessen gibt es nach Angaben des Gouverneurs von Borno, Kashim Shettima, erstmals Hinweise auf den Aufenthaltsort der Geiseln. Nach einem Bericht der Zeitung "Punch" seien die Informationen an das Militär weitergeleitet worden, das diese nun verifizieren soll. Lange wurde vermutet, dass die Kidnapper sich mit den Mädchen im dichten Sambisa-Wald verstecken, wo die Boko Haram Camps unterhält. Jedoch gab es auch Berichte, wonach einige der Jugendlichen nach Kamerun und in die Zentralafrikanische Republik gebracht wurden. (APA, 12.5.2014)