Wien - Eine starke Konsolidierung auf dem Bankenmarkt ist für den Vorstand der heimischen Finanzmarktaufsicht "eine Horrorvorstellung. Das kann sich die Realwirtschaft nicht wünschen", sagte Helmut Ettl, am Rande der Volkswirtschaftlichen Tagung der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Dabei halten internationale Experten den heimischen und den europäischen Bankenmarkt für "overbanked" und erwarten nach dem aktuellen Bilanzcheck, den die Europäische Zentralbank umsetzt, eine Konsolidierung. Ettl hingegen hält die kleinteilige Bankenstruktur angesichts der vielen Klein- und Mittelbetriebe für angemessen.

Österreichs Banken seien insgesamt gut auf den von der Europäischen Zentralbank ausgearbeiteten Stresstest im Herbst vorbereitet. "Die wichtigsten heimischen Banken haben sich bereits Kapital geholt", sagte Ettl in einer Rede.

Bei den Banken sieht man die Bankuntersuchungen nicht nur positiv. Andreas Treichl, Vorstandsvorsitzender der Großbank Erste Group, sagte, er fühle sich "wie ein wildes Tier im Käfig und Akademiker und Regulatoren debattieren, wie man mich besonders gut zähmen könne". In Europa sei Wachstum dringend nötig, jedoch würden sich Banken aus Sorge um Kapital- und Liquiditätspolster bei der Kreditvergabe zurückhalten.

"Dumme Finanzprodukte"

Gleichzeitig räumte er ein, dass es in Österreich "dumme" Finanzprodukte gegeben habe: "Fremdwährungskredite waren eine der dümmsten Formen der Kreditvergabe weltweit", sagte er zu den lange populären Ausleihungen in Yen oder Schweizer Franken.

Die neue europaweite Bankenaufsicht SSM beurteilt Treichl insgesamt positiv. Er hofft, dass sich die Banken nach dem Stresstest wieder um ihre eigentliche Aufgabe kümmern könnten: "Dann können wir wieder mit Kunden reden, nicht nur mit Aufsehern, und Kredite vergeben." Treichl geht davon aus, dass sich Spreu und Weizen bei Europas Geldinstituten stärker trennen werden und gerade starke Banken mehr Kredite vergeben können.

Tatsächlich hofft auch Thomas Gehrig, Professor für Finanzwirtschaft an der Universität Wien, dass mit dem Stresstest an den Finanzmärkten wieder die richtigen Anreize vorherrschen. "Gute Banken sollten bessere Finanzierungsbedingungen vorfinden, damit sich gutes Bankmanagement wieder auszahlt." Zentralbanken wie die EZB hätten mit Interventionen diesen Vorteil für solide Institute geschmälert. Erst zuletzt habe sich an den Finanzmärkten die Kapitalausstattung als wichtiger Wettbewerbsvorteil herausgestellt. Das werde sich mit dem Stresstest noch verschärfen, glaubt Axel Weber, Verwaltungsratschef der Schweizer Großbank UBS: "Nach dem Test werden die Märkte auf die Gewinner und gegen die Verlierer wetten." (sulu, DER STANDARD, 14.5.2014)