Linz – Ministerieller Stopp der Pisa-Studie wegen eines Datenlecks, aus Spargründen womöglich wieder größere Klassen, Pannen beim Probelauf der Zentralmatura: Dass derzeit an den Schulen einiges falsch läuft, steht wohl außer Streit. Die Aktion Kritischer Schüler (AKS) Oberösterreich verlängert diese Liste nun: Sie kritisiert fehlende Mitbestimmung der Schüler, Schulangst wegen Leistungsdrucks, veraltete Lehrmethoden und bis zu 1.500 Euro Schulgeld pro Jahr.
Gemeinsam mit den Schulsprechern hat die AKS an allen Oberstufenschulen in Oberösterreich (AHS und berufsbildende höhere Schulen) eine Befragung durchgeführt. Die Auswertung präsentierte sie am Mittwoch in Linz. Von den rund 120.000 Schülern füllten 3.000 den Fragebogen aus. "Mit diesem Schulreport geben wir Schülerinnen und Schülern eine Stimme. Schließlich sind sie es, die jeden Tag in der Klasse sitzen", sagt AKS-Landesvorsitzende Christina Götschhofer. Denn diese Stimme werde im Schulalltag nicht gehört, gaben 61 Prozent der Befragten an.
Stets würden sie nur über ihre Pflichten aufgeklärt, kritisiert Götschhofer. Dass die Schüler im Schulgebäude Hausschuhe tragen müssten, bemängelt ein HAK-Schüler aus Wels. Wer die Anordnung nicht befolgte, habe bisher einen Euro Strafe zahlen müssen. Erst nach Protesten sei nun für dieses Jahr eine neue Regel gefunden worden: Nur bei Schlechwetter herrsche jetzt Hausschuhpflicht. An diesen Tagen mache ein Schild am Eingang darauf aufmerksam, für Lehrer gelte das aber nicht.
Fehlende Demokratie
"Ich habe zur Strafe die gesamte Hausordnung abschreiben müssen", berichtete eine ehemalige Schülerin von ihrer einstigen Schule. Danach habe der Lehrer vor ihren Augen die handgeschriebenen Seiten zerrissen. Die AKS möchte nun, dass bei der Kinder- und Jugendanwaltschaft künftig auch eigene Experten für Schulfragen sitzen.
Doch nicht nur fehlende Demokratie konstatieren die Befragten an Oberösterreichs Oberstufen. 68 Prozent von ihnen fühlen sich von der Schule oder einzelnen Lehrern unter Druck gesetzt. Anstatt punktuell für Tests zu büffeln, würden sie sich lieber langfristig mit Gruppenarbeiten oder Projekten beschäftigen. Auch den vorherrschenden Frontalunterricht empfinden sie als eher lähmend. Jeder fünfte Schüler tut sich laut dem Schulreport damit schwer.
Nicht erfreulicher sei die Auswertung zum Thema Mobbing, erläutert Götschhofer: 58 Prozent der Befragten meinten, dass es an ihrer Schule bereits derartige Fälle gegeben habe, 20 Prozent seien selber schon einmal Opfer gewesen. Dennoch fühlen sich 94 Prozent der Schüler in ihrer Klasse wohl.
Und eines ärgert die AKS noch: das versteckte Schulgeld. Für Projektwochen, Kopierkosten und Schulutensilien müssten Eltern von AHS-Oberstufenschülern im Jahr rund 1.000 Euro ausgeben, jene von Kindern an einer BHS sogar 1.500 Euro. (Kerstin Scheller, derStandard.at, 14.5.2014)