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ORF-Redakteur Ed Moschitz.

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Heinz-Christian Strache kann sich freuen: Seine Partei hat einen Rechtsstreit gewonnen.

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Wien – "Dann ist der ganze ORF ein Spitzelverein, so wie man dort hineinkommt", erklärt einer, der es wissen muss, dem Richter Stefan Apostol. Denn Walter Seledec, Ex-Chefredakteur des Rundfunks, sagt als Zeuge in dem Verfahren aus, das sein früherer Untergebener Ed Moschitz gegen die FPÖ angestrengt hat.

Er wehrt sich gegen den Vorwurf, er habe bei einer "Am Schauplatz"-Reportage zwei Skinheads angestiftet, bei einer Veranstaltung zu Heinz-Christian Strache "Sieg Heil" zu sagen. Dann soll er das Video manipuliert haben, um den Sager zu löschen.

Seledec ist in dem Prozess wichtig, da der nunmehrige Herausgeber der zumindest nicht FPÖ-fernen Wochenzeitung "Zur Zeit" der Informant gewesen sein soll, der Strache von den Manipulationen berichtete. Laut Moschitz also "ein FPÖ-Spitzel" im Staatsfunk.

Extreme Erinnerungslücken

Man kann mit Sicherheit sagen, dass der 68-Jährige, seit 1968 FPÖ-Mitglied, an extremen Erinnerungslücken leidet. "Haben Sie mit Herrn Strache gesprochen?", will Apostol wissen. "Nein", hört er als Antwort. "Wieso sagt der das dann?" - "Ich kann mir nur vorstellen, dass er es von jemandem gehört hat."

Rund eine Viertelstunde später hört sich der Dialog so an: "Haben Sie mit Strache gesprochen?" - "Das ist durchaus möglich." - "Haben Sie von einer Manipulation des Videobandes Kenntnis gehabt?" - "Ich schließe es nicht aus, aber dieses Band wurde mir nie vorgespielt. Vielleicht habe ich über die theoretische Möglichkeit mit ihm gesprochen."

"Causa prima" im ORF

Interessant ist, dass Seledec zwar sagt, die Angelegenheit sei im ORF die "Causa prima" gewesen, er als Chefredakteur habe sich aber absolut nicht dafür interessiert. Dafür betont er im Saal ständig, dass technisch eine nicht nachweisbare Manipulation möglich sei.

Der dritte und letzte Verhandlungstag läuft für Moschitz im Gegensatz zum vorigen gar nicht schlecht. Eine 21-jährige Bekannte der Skinheads hatte bei der Polizei zunächst ausgesagt, Moschitz habe das Duo zum Nazi-Sager angestiftet, und er sei auch gefallen. Das zog sie später zurück und bleibt auch vor Apostol dabei.

"Jackpot" für Reportage

Der Moschitz in seiner Urteilsbegründung einschenkt. Er gibt der FPÖ, nicht rechtskräftig, recht: "Der Sachverhalt ist geklärt, die Beweislage ganz klar gegeben." Der Redakteur habe die Skinheads gedrängt, um einen "Jackpot" für die Reportage zu haben, Sachverständige hätten Indizien für eine Manipulation des Bandes geliefert.

Das Problem des Richters, das zu einer Nichtigkeit führen könnte: Er verwechselt die junge Zeugin mit dem zweiten Skinhead. Der hat von Anfang an geleugnet, Apostol behauptet das Gegenteil. (Michael Möseneder, derStandard.at, 14.5.2014)