New York / Wien - Der amerikanische Wall-Street-Betrüger Bernard Madoff hat mehr Opfern mehr Geld aus der Tasche gezogen als bisher angenommen. 51.700 Personen aus 119 Ländern haben Ansprüche auf Entschädigung angemeldet, zeigt eine jetzt veröffentlichte Liste des Opferfonds des US-Justizministeriums die Ausmaße seines Betrugssystems. Anleger aus Österreich sind den Angaben nach dabei stark vertreten, nur aus den USA, Deutschland, Italien, Frankreich und der Schweiz kamen mehr Fälle.

"Es scheint, als ob mindestens doppelt so viele Investoren wie gedacht in dem Madoff-Betrug Geld verloren haben", sagte Richard Breeden, der den Madoff Victim Fund verwaltet. "Nur wenige Plätze auf dieser Erde wie die Wüste Gobi und die Polkappen scheinen verschont geblieben zu sein", schreibt der Anwalt auf seiner Hompage. Madoff hatte Anleger über Jahrzehnte mit Traumrenditen gelockt, die er aber mit dem frischen Geld anderer Investoren zahlte. Eine Art Schneeballsystem, durch das vermutlich 170 Milliarden Dollar geflossen sind, das 2008 mit der Finanzkrise zusammenbrach. Madoff wurde zu 150 Jahren Haft verurteilt.

Vier Milliarden zur Verfügung

Treuhänder Irving Picard, der Madoffs Firma seit dem Auffliegen seines Betrugs abwickelt, geht von einem Schaden von 20 Milliarden Dollar (14,6 Mrd. Euro) aus. Bei Fondsverwalter Breeden gingen Anträge über die doppelte Summe ein. Diese müssten zwar noch auf ihre Rechtmäßigkeit geprüft werden, doch gehe er von "wesentlich höheren Verlusten" aus.

Der Madoff-Opfer-Fonds hat allerdings umgerechnet nur knapp mehr als vier Milliarden Dollar zur Verteilung aus dem Vermögen Madoffs zur Verfügung. Welche der Ansprüche gerechtfertigt sind, ist noch ungeprüft. Der Fonds geht davon aus, dass ein "substanzieller" Teil der gemeldeten Ansprüche wegfällt.

Aus den USA stammten 38 Prozent der Betroffenen, aber 58 Prozent der verlorenen Mittel. Drei Viertel (77,5 Prozent) der Ansprüche machten bis zu 500.000 Dollar aus, ein Zehntel zwischen einer halben und einer ganzen Million und 13 Prozent mehr als eine Million. (Reuters; kat, DER STANDARD, 15.5.2014)