Was ist anziehend an stillen Männern? Dass man in ihrer Gegenwart mehr reden kann? Dass es länger braucht, bis sie mit einem banalen Satz die Illusion des Faszinosums zerstören könnten, das man um sie aufbaute? Egal. Wir mögen stille Männer. Ein besonders überzeugendes Exemplar besuchte am Dienstag Dirk Stermann und Christoph Grissemann bei "Willkommen Österreich" auf ORF 1: Georg Friedrich.

Der Schauspieler brachte selbst das schlagfertige Duo etwas ins Rutschen, wenn er einfach nichts sagte. Und wenn er etwas sagte, dann saß die Pointe wie ein Colt, den man noch rauchend ins maßgeschneiderte Halfter zurücksteckt. "Am Theater bist du relativ selten zu sehen?", fragt etwa Grissemann. Friedrich äschert erst in Ruhe die Zigarette ab, nickt und sagt: "Ja, aber kommt darauf an, wie oft ma hingeht."

Foto: ORF/Hans Leitner

Der Hallen füllende, aufgezwirbelte Komiker Bülent Ceylan, der – türkischstämmig hin oder her – hierorts das Handicap des deutschen Humors hat, sah trotz Schottenrocks, prächtigen Haars und Nagellacks blass aus neben dem stillen Mimen. Dafür genoss er Friedrichs Auftritt aber hörbar glucksend.

Foto: ORF/Hans Leitner

Doch die Sendung hatte ­weitere Höhepunkte: Conchita Wurst überraschte (ob echt oder gespielt, ist uns wurscht) die beiden Hosts mit ihrem Besuch. Da waren sie plötzlich alle drei: Stermann, Grissemann, Wurst. Alle würden sie den Song Contest moderieren, bestätigten sie. Bisher fanden wir: am liebsten alle drei zusammen!

Seit Dienstagnacht sehen wir das anders: Der ORF sollte auch 2015 ein mutiges Zeichen setzen und Georg Friedrich den ESC moderieren lassen! Es wäre auch egal, ob er für den Job fließend genug Englisch kann. Schweigen kann er sogar russisch. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 15.5.2014)

Link: "Willkommen Österreich" hier zum Nachsehen auf tvthek.orf.at

Foto: ORF/Hans Leitner