Bild nicht mehr verfügbar.

Shoppen, bis die Steuer kommt. Die japanischen Konsumenten haben im ersten Quartal vor der Mehrwertsteuererhöhung kräftig eingekauft und die japanische Wirtschaft angeschoben.

Foto: Reuters

Tokio/Peking - Das schrumpfende Japan, das kraftstrotzende China. Im ersten Quartal dieses Jahres haben die beiden größten asiatischen Volkswirtschaften gängige Klischees Lügen gestraft. Denn Japans Wirtschaft ist im ersten Quartal um 1,5 Prozent gewachsen und damit stärker als China. In China waren es in den ersten drei Monaten des Jahres nur 1,4 Prozent.

Doch Japans rekordverdächtige Wachstumsrate - siebenmal so hoch wie in der Eurozone - wird laut Ökonomen eine Eintagsfliege bleiben. Denn es war die erste Mehrwertsteuer-Erhöhung seit 17 Jahren, die Japans Verbraucher zum Konsumieren gebracht hat. Im zweiten Quartal dürfte die Steueranhebung von fünf auf acht Prozent die Wirtschaft jedenfalls wieder in die Knie zwingen. Ökonomen erwarten im zweiten Quartal eine Schrumpfung der Wirtschaftsleistung.

Auch das Wirtschaftsministerium war angesichts der Hamsterkäufe überrascht. "Die Konsumausgaben waren besonders stark bei langlebigen Wirtschaftsgütern", sagte Japans Wirtschaftsminister Akira Amari am Donnerstag. Bereits zuvor hatten Zahlen vom Einzelhandel gezeigt, dass die Japaner etwa Kühlschränke, Autos oder TV-Geräte im ersten Quartal massiv nachgefragt haben. Insgesamt sind die Konsumausgaben um 8,5 Prozent gestiegen (aufs Jahr hochgerechnet). Das ist der stärkste Anstieg seit 1997. Der private Konsum trägt rund 60 Prozent zur japanischen Wirtschaftsleistung bei.

Die am 1. April erfolgte Anhebung der Verbrauchersteuer dürfte nicht die letzte bleiben. Das Ziel der Regierung ist es, die Steuer auf zehn Prozent anzuheben. Die Regierung will mit Blick auf den enormen Schuldenberg von über 200 Prozent der Wirtschaftsleistung sowie die steigenden Sozialkosten im Zuge der rasanten Überalterung der Gesellschaft die Staatsfinanzen aufbessern.

Ministerpräsident Shinzo Abe hat die japanische Wirtschaft seit 2012 auf einen radikalen Reformkurs eingeschworen. Mit extrem lockerer Geldpolitik und Strukturreformen will er die wirtschaftliche Stagnation und die Deflation - ein fallendes Preisniveau - in Japan bekämpfen. (sulu, DER STANDARD, 16.5.2014)