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Überraschend abgelöst: Jill Abramson.

Foto: AP/Evan Agostini

Das "T" aus dem Logo der "New York Times" ließ sich Jill Abramson als Chefredakteurin in den Rücken tätowieren.

Bild: New York Times

New York/Wien - Erst unlängst ließ sich Jill Abramson (60) ein neues, viertes Tattoo stechen. Ein Jeton für die New Yorker U-Bahn auf der Schulter ist dokumentiert, ein "H" für Harvard auf dem Rücken. Zu dem gesellte sich kürzlich das "T" aus dem Logo der New York Times.

"Zwei Institutionen, die ich verehre, die mich geformt haben", erklärte Abramson erst vor einem Monat die eindringlichen Markierungen in ihrer Haut.

"Ich liebte meine Zeit bei der Times, sagte Abramson am Mittwoch im Newsroom des New Yorker Weltblattes. Da verkündete der Verleger der "New York Times", Arthur Ochs Sulzberger, dass er Abramson nach kaum drei Jahren als Chefredakteurin ablöst. Die bisherige Nummer zwei an der Spitze der Redaktion, Managing Editor Dean Baquet (57), übernimmt als erster Afroamerikaner die Chefredaktion. Abramson war die erste Frau an der Spitze der "Times".

"Problem im ­Redaktionsmanagement"

Sulzberger begründete die Ablöse vor der überraschten Mannschaft mit einem "Problem im ­Redaktionsmanagement". David Carr, Medienkolumnist der NYT, und sein Kollege Ravi Somiya berichten von "heftigen Spannungen" zwischen Abramson und Sulzberger. Mitarbeiter hätten sich beschwert, Abramson sei sprunghaft und polarisiere.

Vize Baquet habe sie mit einem Angebot an eine Guardian-Journalistin aufgebracht, diese gleichrangig mit Baquet an Bord zu holen - ohne ihn zu informieren. Abramson engagierte auch einen Berater zu ihrem Managementstil.

Baquet kündigte der Belegschaft seine starke Präsenz im Newsroom an. Er werde in den nächsten Wochen das Redaktionsmanagement überdenken.

Unter Abramson forcierte die Zeitung digitale Angebote, insbesondere bezahlte, zuletzt eine kostenpflichtige App für das iPhone. Sie plant eigene Angebote für Kommentare und Kochen, berichtet das Blatt. Wie über einen internen Report von Sulzbergers Sohn – der bessere Umsetzung einer Digitalstrategie einfordert. (red, DER STANDARD, 16.5.2014)