Der Ennskai in Steyr.

Mehr Bilder zu den Überschwemmungen und den Unwetterfolgen finden Sie in dieser Ansichtssache.

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Der Raum Hofstetten war am Freitag schwer betroffen.

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Foto einer Userin: Hochwasser Triesting in Trumau, Bezirk Baden.

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In Ybbsitz wird seit zwei Uhr Früh gegen das Hochwasser gekämpft.

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Diese zwei Herrschaften machen das Beste aus dem Hochwasser in Ybbsitz. Danke für die Einsendung an Lietz Sport Racing!

Foto: Lietz Sport Racing

Ein User schickt ein Foto aus dem St. Pöltner Regierungsviertel.

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"Weltuntergang mit Katze", schreibt diese Userin.

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Überschwemmungen im Raum Pinkafeld.

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Feuerwehreinsatz in Pinkafeld, Burgenland.

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Ein umgestürzter Baum in Guggenbach, Bezirk Graz-Umgebung.

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Der starke Regen ließ am Freitag insbesondere in Niederösterreich, dem Burgenland und der Obersteiermark Flüsse und Bäche über die Ufer treten, ehe sich die Lage am Abend entspannte. Ein Assistenzeinsatz des Bundesheers lief im niederösterreichischen Bezirk Lilienfeld mit der Entsendung von 36 Pionieren an. Dort und in St. Pölten wurde bereits am Vormittag Katastrophenalarm ausgegeben.

Im zentralen Niederösterreich regnete es stellenweise mehr als 140 Liter pro Quadratmeter. "Das ist die doppelte Menge an Niederschlägen als sonst im Mai", erklärt Meteorologe Thomas Rinderer von der Unwetterzentrale im Gespräch mit derStandard.at. Bis einschließlich Samstagnachmittag erwartet der Wetterdienst im Bereich der Voralpen eine Summe von 150 bis 200 Litern pro Quadratmeter. Lokal sind sogar 220 Liter möglich. Mehr als 2.250 Feuerwehrleute standen am Nachmittag laut Sprecher Alexander Nittner in Niederösterreich im Einsatz.

Mobilisierung denkbar

Das Bundesheer bereitete sich ab Freitagnachmittag auf mögliche Assistenzeinsätze vor. Insgesamt stehen 950 Soldaten und fünf Hubschrauber zu Verfügung. Die 36 bereits mobilisierten Pioniere des Militärkommandos Niederösterreich sollen die Bevölkerung in Schrambach vor den Wassermassen schützen.

Noch nicht angefordert wurden geländegängige Pinzgauer mit Sanitätspersonal des Heeres für Rettungseinsätze, die ebenfalls zur Verfügung stehen. "Unsere Soldatinnen und Soldaten stehen bereit, um Schutz und Hilfe zu leisten, wo immer es notwendig ist", so Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ).

Drei Hubschrauber aus Langenlebarn in Niederösterreich und zwei Alouette 3 aus Aigen in der Steiermark unterstützen die Einsatzkräfte im Bedarfsfall. Ein "Black Hawk" des Bundesheeres kann die Trinkwasserversorgung in gefährdeten Gebieten sicherstellen.

Straßensperren in Niederösterreich

Zu starken Überflutungen kam es am Freitag vor allem im niederösterreichischen Mostviertel und im Raum um die Landeshauptstadt St. Pölten. Besonders betroffen war das hintere Pielachtal. "Auf dem normalen Verkehrsweg ist es derzeit nicht mehr erreichbar", sagte Andreas Ganaus, Feuerwehrkommandant von Schwarzenbach a.d. Pielach.

Am Freitag waren in Niederösterreich zahlreiche Bundes-, Landes- und Gemeindestraßen gesperrt. Der ÖAMTC empfahl, nicht unbedingt notwendige Fahrten zu unterlassen. Im ganzen Bundesland waren am Freitag 3.400 Feuerwehrleute im von 265 Wehren im Einsatz. Zusätzlich zu diesem Aufgebot seien drei Katastrophenhilfsdienstzüge mit 150 Mann sowie Sonderpumpanlagen im Dauereinsatz.

"Kleinere Brücken wurden zum Teil von den Wassermassen weggeschwemmt. Einige Häuser sind von der Außenwelt abgeschnitten", schilderte Ganaus die Lage zu Mittag. "Wir haben vor dem Feuerwehrhaus normalerweise einen Pegelstand der Pielach von 50 Zentimeter. Derzeit liegt er bei rund 2,70 Meter." Mehr als 3.000 Sandsäcke seien bereits aufgelegt worden.

Dämme in St. Pölten aufgestellt

In Hofstetten überflutete die Pielach rund 80 Häuser, nachdem sie über einen Damm getreten war. Der Wasserstand entsprach jenem eines dreißigjährigen Hochwassers. Um die Trinkwasserversorgung im Raum Frankenfels zu gewährleisten, wurden am Nachmittag zwei Tanklöschfahrzeuge aus dem Bezirk Amstetten eingesetzt.

In der Landeshauptstadt St. Pölten wurden mobile Hochwasserschutzwände aufgebaut und Dämme gesichert. Entlang der Traisen kam es ebenfalls zu Überflutungen. Der Eisenbahnbetrieb zwischen Traismauer und Herzogenburg wurde eingestellt. Von den Feuerwehren werden laufend Dammkontrollen und Sicherungsmaßnahmen durchgeführt.

Die Einsätze gestalteten sich aber nicht nur aufgrund der starken Regenfälle schwierig, sondern auch wegen der vielen Schaulustigen.

Murenabgänge im Bezirk Amstetten

Auch im Bezirk Amstetten ist es zu zahlreichen Überflutungen und Hangrutschungen gekommen, teilte Philipp Gutlederer vom Bezirksfeuerwehrkommando der APA am Freitag mit. "Es hat einige kleinere Murenabgänge gegeben. Teilweise sind Straßen gesperrt", so Gutlederer. Besonders stark betroffen war das Ybbstal. "Die Ybbs sowie kleinere Flüsse und Bäche sind über die Ufer getreten", berichtete Gutlederer. In vielen Orten waren die Kanalsysteme überlastet.

"Seit 3.00 Uhr in der Früh stehen wir im Einsatz. Wir sind derzeit mit 20 Feuerwehren an 40 Orten unterwegs", sagte der Sprecher am Freitagvormittag. In St. Georgen am Reith stünden einige Häuser im Wasser. In Ybbsitz seien zwei kranke Personen aus einem Gebäude evakuiert worden. Eine Zufahrt zum Haus sei aufgrund der Wassermassen nur mehr mit einem Traktor möglich gewesen.

Im Bezirk Wiener Neustadt trat die Piesting über die Ufer. Besonders stark betroffen ist Pernitz, wo auch die B21 in Richtung Gutenstein gesperrt wurde. Die Gleiskörper der Bahnlinie Gutenstein wurden ebenfalls überflutet. "Die Situation hier ist sehr angespannt", berichtete ein Sprecher der Feuerwehr Wiener Neustadt der APA. Evakuierungen habe es aber noch keine gegeben.

Zahlreiche Unwettereinsätze hat es am Freitag auch in den Bezirken Mödling und Baden gegeben. Speziell in den Ortschaften Achau, wo bereits erste Straßen gesperrt und Sandsäcke gefüllt wurden, sowie in Münchendorf spitzte sich nach Feuerwehrangaben die Lage zu: Triesting und Schwechat führten Hochwasser.

Oberösterreich: Kais in Steyr gesperrt

Mit Ausnahme von Niederösterreich entspannte sich in Österreich am späten Nachmittag die Situation, die Pegelstände fielen in Oberösterreich, der Steiermark und dem Burgenland wieder.

Tagsüber waren in Oberösterreich der Raum Steyr und der Süden des Bundeslandes am stärksten betroffen. Nach den Niederschlägen in der Nacht stiegen die Pegelstände der Traun, Steyr und Enns. Gegen 4.00 Uhr wurde in Steyr Alarm ausgelöst. Die Feuerwehr sperrte den Enns- und den Ortskai, räumte sie von geparkten Autos und begann Hochwasserschutzwände aufzustellen. Am Vormittag trat in Steyr die Enns über die Ufer und erreichte die ersten Häuser.

Das Landesfeuerwehrkommando berichtete am Nachmittag von einigen durch das Wetter ausgelösten Einsätzen. Gut 15 Feuerwehren standen den Tag über im Einsatz. Meist waren Keller auszupumpen, kleinere Muren zu beseitigen oder vorsorglich gefährdete Bereiche mit Sandsäcken zu sichern.

125 Einsätze im Burgenland

Aufgrund des anhaltenden Regens waren auch im Burgenland im Laufe des Freitags Flüsse über die Ufer getreten. Am stärksten seien die Pinka im Landessüden sowie die Wulka und die Leitha im Norden betroffen.

Zwischen Donnerstagabend und Freitagnachmittag mussten die Einsatzkräfte nach Angaben der Landessicherheitszentrale (LSZ) insgesamt 125 mal ausrücken, um Folgen des anhaltenden Sturmes zu beseitigen. Am Abend wurden die Helfer zu zwei Verkehrsunfällen gerufen. Am Freitag früh wurden dann die ersten Wehren zu Pumparbeiten alarmiert.

Steiermark: ÖBB-Strecke verlegt

In der Steiermark hat sich am Freitagnachmittag die Situation entschärft, zumindest was den Sturm betrifft. Probleme mit Hochwasser und Murenabgängen gab es aber noch in der Obersteiermark, wo zwei Häuser geräumt werden mussten und mehrere Straßen und die Bahnstrecke durch das Ennstal blockiert waren.

Betroffen waren die Ortschaften Weichselboden, Halltal, Walstern und Rasing im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag. Die Hochschwabstraße B24 musste zwischen Gußwerk und Wildalpen nach einem Murenabgang gesperrt werden. Wegen Überflutung war die Gutensteinerstraße B21 zwischen Mariazell und Terz blockiert. Im Ennstal verlegte eine Mure die Ennstalstraße B320 und die ÖBB-Bahnstrecke mit Geröll. Seitens der ÖBB rechnete man mit einer Freigabe am Samstagabend, bis dahin sei mit größeren Verspätungen zu rechnen.

In Eisenerz (Bezirk Leoben) traten durch Verklausungen Bäche über die Ufer. Ein Haus musste hier wie auch in Johnsbach aus Sicherheitsgründen wegen drohender Hangrutschungen geräumt werden. Geologen des Landes prüften vor Ort, ob und wann eine Freigabe zu vertreten war. Probleme mit ins Rutschen geratenen Hängen und kleinräumigen Überflutungen gab es auch in Turnau. "Es schaut aber nicht so schlecht aus", fasste ein Mitarbeiter in der Landeswarnzentrale zusammen. Die Pegelstände der Flüsse sei tendenziell sinkend, am Abend sei auch ein Abnehmen der Regenfälle zu erwarten.

Sturmschäden in Tirol

Auch im Bundesland Tirol hat es Sturmschäden gegeben. Am Freitag waren nach Angaben der "Tinetz Stromnetz Tirol AG" noch Haushalte in fünf Gemeinden von Stromausfällen betroffen. Der Schwerpunkt lag in Osttirol. Meldungen über verletzte Personen lagen vorerst nicht vor,

Bei Huben in Osttirol wurde eine Fichte entwurzelt, die auf die Landesstraße stürzte. Die Verbindung musste aus Sicherheitsgründen bis in die Freitag Vormittagsstunden gesperrt werden.

Kein Vergleich mit 2013

Vergleichbar mit dem Hochwasser 2013 war die aktuelle Situation jedoch nie, sagt Meterologe Rinderer. "Letztes Jahr war ein ganz anderes Ereignis. Heuer ist es auch heftig, aber viel kleinräumiger." Die Fläche, wo es zu Niederschlägen kam, sei 2013 viel größer gewesen. Außerdem habe es Niederschläge vor allem im Donauraum in Deutschland und im Westen Österreichs gegeben. Die Wassermengen seien später nach Ober- und Niederösterreich gelangt, wo es dann zum Hochwasser kam. (APA/red, derStandard.at, 16.5.2014)