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Heinz Engl, Rektor der Uni Wien, kritisiert die "zu engen Fesseln", die die Kettenvertragsregelung bei der Anstellung von Uni-Mitarbeitern für die Unis bedeuten.

Foto: APA / Hochmuth

Wien - Der Rektor der Universität Wien, Heinz Engl, plädiert für eine Änderung der Kettenvertragsregelung im Universitätsgesetz (UG). Derzeit können die Verträge von Wissenschaftern an den Universitäten grundsätzlich nur auf insgesamt sechs Jahre befristet oder aber unbefristet abgeschlossen werden. Das sei zu unflexibel, so Engl bei einer Podiumsdiskussion am Donnerstagabend.

Der Paragraf 109 der Universitätsgesetzes sieht vor, dass "Arbeitsverhältnisse auf bestimmte Zeit bei sonstiger Rechtsunwirksamkeit des Arbeitsvertrags auf höchstens sechs Jahre zu befristen sind". Eine mehrmals unmittelbar hintereinanderfolgende Befristung ist nur bei Arbeitnehmern zulässig, die im Rahmen von Drittmittel- oder Forschungsprojekten beschäftigt werden, ausschließlich in der Lehre tätig sind bzw. bei Ersatzkräften. Die Gesamtdauer solcher unmittelbar aufeinanderfolgender Arbeitsverhältnisse darf sechs (bei Teilzeitbeschäftigung: acht) Jahre nicht überschreiten, eine Verlängerung auf zehn (zwölf) Jahre ist nur bei sachlicher Rechtfertigung - vor allem zur Fortführung oder Fertigstellung von Forschungsprojekten oder Publikationen - zulässig.

"Diese Regelung legt uns viel zu enge Fesseln an", argumentierte Engl. Wenn nach Ablauf der möglichen Befristung keine entsprechende unbefristete Stelle frei sei, müsse der Mitarbeiter die Uni verlassen. Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) betonte, dass man sich der Problematik bewusst sei. "Wir schauen uns derzeit gemeinsam mit dem Sozialministerium an, ob wir das anders gestalten können."

"Pendelbewegung"

Derzeit sei man in einer Art "Pendelbewegung", meinte Engl. Viele Posten an den Unis seien durch Dauerstellen verstellt. Das Problem für Jungwissenschafter bestehe darin, dass sie erst zu einem im internationalen Vergleich sehr späten Zeitpunkt eine Chance auf eine Dauerstelle bekommen. Im angloamerikanischen Tenure-Track-System erhalte man als Jungforscher relativ bald die Perspektive auf eine Daueranstellung. An der Uni Wien sei man derzeit dabei, ein ähnliches System zu etablieren: "Wir stoßen dabei aber quantitativ an eine Grenze. Die Stellen müssen ja von irgendwoher kommen." Dem pflichtete Mitterlehner bei: "Wenn ich ein Tenure-Track-Modell etablieren will, brauche ich mehr Stellen und Mittel." Von der Tendenz und Systematik her strebe man das auch an.

Der Präsident des Europäischen Forschungsrats (ERC), Jean-Pierre Bourguignon, betonte die Wichtigkeit der Schaffung langfristiger Stellen für Forscher. Ansonsten würden Nachwuchswissenschafter Europa verlassen: "Es gibt Länder wie Korea, die aggressiv gute Forscher suchen." Er ortete eine allgemeine Tendenz in Europa, die Zahl der Dauerstellen zu senken. "Das führt zu mehr Unsicherheit in der Wissenschaft." Die Zeit, die Forscher auf einer nicht dauerhaften Stelle verbringen müssen, werde immer länger. Problem dabei: "Längerfristige Forschung wird so schwieriger. Wenn man schon im nächsten oder übernächsten Jahr eine neue Stelle suchen muss, muss man eine Arbeit machen, die schon im nächsten Jahr fertig ist." (APA, 16.5.2014)