Wien - Vor einem finanziellen Engpass bei der Unfallchirurgie des Wiener Allgemeinen Krankenhauses (AKH) warnt dessen Vorstand Vilmos Vecsei. Werde das Budget nicht aufgestockt, sei der Betrieb nur mehr bis ungefähr November gesichert, sagte er am Montag gegenüber der APA. Verschlechterungen für die Patienten seien nicht ausgeschlossen. Der ärztlichen Direktor des AKH, Reinhard Krepler, widerspricht dem vehement: "Völlig absurd." Man werde weder die Unfallchirurgie zusperren, noch Leistungen einschränken.

Geldmittel binnen zwei Jahren um 36 Prozent geschrumpft

Laut Vecsei gibt es für die Unfallchirurgie heuer um 36 Prozent weniger Geldmittel als noch im Jahr 2001. Er geht davon aus, dass der Budgetvoranschlag etwa im November überschritten wird. Dann gebe es für die Verantwortlichen an der AKH-Spitze drei Alternativen: Entweder man stocke das Budget auf, verschiebe zwischen den einzelnen - ohnehin knapp bemessenen - Kliniken innerhalb des AKH oder stelle den Betrieb in der Unfallchirurgie ein.

Klare ethische und rechtliche Verpflichtungen

Davon will Krepler gegenüber der APA nichts wissen. Es gebe klare "ethische und rechtliche Verpflichtungen", die man "vollinhaltlich erfüllen" werde. Das im Rahmen des Krankenanstaltenverbundes (KAV) bis 2005 vereinbarte Budget werde selbstverständlich eingehalten. Alle Leistungen, zu denen man verpflichtet sei, "sind finanziert und werden auch ohne Einschränkung erbracht", so Krepler. Es gebe sogar Pläne zum Ausbau der Unfallchirurgie des AKH. Wenn eine derzeit in Ausarbeitung befindliche Studie zu diesem Ergebnis komme, "dann wird das auch gemacht", sagte Krepler.

Zweifel an Vorsorgungssicherheit

Vecsei zweifelt jedenfalls auch an der mittel- und langfristigen Versorgungssicherheit: "Die Rationierung ist ein nicht zu unterschätzender Faktor", meinte er. Man sei bereits jetzt angewiesen, in allen Bereichen billigere Varianten zu suchen. "Und billiger ist nie gleich gut."

Das schlage sich derzeit zwar noch nicht auf die Versorgungsqualität nieder, schon aber auf den "Komfort" der Patienten, gibt er zu denken. Der Politik wirft er vor, "die Probleme in die Hände der Ärzte" abzuschieben. Den jüngsten Vorschlag von Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (V), die Gesundheitsausgaben bei 5,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes zu deckeln, lehnt er entschieden ab. Damit negiere man die demografische Entwicklung. (APA)