Immerhin: Nach vielen Lobliedern auf das Kindergeld hat auch die schwarz-blaue Regierung entdeckt, dass die wenig an den fehlenden Kinderbetreuungsplätzen ändern, und will mehr Plätze schaffen. Das war auch schon die gute Nachricht, denn die Strategie der Regierung ist alles andere als Erfolg versprechend: Sie will "ganz ernsthaft" mit den zuständigen Ländern darüber reden. Na bumm. Da werden die Landeshauptleute erzittern, die Mängel bei der Kinderbetreuung prompt beheben und brav alles selbst bezahlen. Denn kosten lassen will sich die Regierung die zusätzlichen Kinderbetreuungsplätze nichts.

Sie jammert lieber über sinkende Geburtenraten - und kommt nicht auf die Idee, dass die auch etwas mit fehlender Kinderbetreuung zu tun haben. Wenn in Vorarlberg nur 14 Prozent aller Kinderbetreuungseinrichtungen ganztägig und ganzjährig geöffnet haben, sind Beruf und Familie eben nicht vereinbar. Wenn von den Eltern von unter dreijährigen Kindern nur jeder Zehnte einen Betreuungsplatz ergattert, dann verfehlt Österreich das EU-Ziel zur Kinderbetreuung meilenweit und macht es allen Eltern sehr schwer, die einen dreijährigen Berufsausstieg nicht riskieren wollen.

Wenn der schwarz-blauen Regierung die Geburtenrate schon so wichtig ist, dann könnte sie auch etwas tun. Bildungsministerin Elisabeth Gehrer könnte etwa, statt die Partygeneration zu schimpfen, nach Frankreich, ins Land des Geburtenbooms, schauen - dort ist jede öffentliche Schule eine Ganztagsschule. Auch skandinavische Länder machen vor, wie man Familienfreundlichkeit nicht nur predigt, sondern auch umsetzt. Ja, das kostet Geld. Aber mit Lieb-mit-den-Landeshauptleuten-Reden und Jammern lässt sich das Problem der fehlenden Kinderbetreuungsplätze nicht lösen. Schon seit Jahrzehnten nicht. (DER STANDARD, Printausgabe, 26.8.2003)