Wien - Ein Wiener Polizist musste sich Montag wegen Amtsmissbrauchs im Straflandesgericht verantworten. Der Kriminalbeamte hatte nach einer Parkplatz-Streiterei eine Anzeige gegen einen Lenker zu bearbeiten. Dabei soll der Polizist mehr erfunden als tatsächlich ermittelt haben. So brachte er etwa zu Papier, der Angezeigte sei technischer Angestellter, in Wahrheit ist der Betroffene jedoch - Pech gehabt - Staatsanwalt.
Bei der Anklagebehörde vermutet man, dass sich der Polizist ein wenig Arbeit ersparen wollte, als ihm die Anzeige wegen versuchter Nötigung auf den Schreibtisch flatterte. Also sei eine Aktenerledigung simuliert worden.
"Ich habe geglaubt, ich träume"
Erst als der betroffene Staatsanwalt nach mehreren Monaten die Verständigung erhielt, die Anzeige gegen ihn sei eingestellt worden, erinnerte er sich wieder an die harmlose Parklatz-Auseinandersetzung vom Juni 2002. Aus Neugierde ging er der Sache nach und blickte - im Büro ums Eck - in den Gerichtsakt. Fazit: "Ich habe geglaubt, ich träume."
Der angeklagte Polizist behauptete nun, er habe die Identität des damals Beschuldigten über dessen Autokennzeichen ausgeforscht. Am 19. Jänner sei auch ein Mann zu ihm gekommen, den er für den Angezeigten hielt. "Seinen Namen konnte ich aber nicht feststellen. Er hat gesagt, er hat alle Ausweise verloren", so der Beamte vor Gericht. Heute wisse er, dass dieser Mann nicht der angezeigte Staatsanwalt gewesen sei. Die Verhandlung wurde zur Ladung weiterer Zeugen auf 6. Oktober vertagt. (APA, simo/DER STANDARD, Printausgabe, 26.8.2003)