Jerusalem - Die israelische Regierung hat dem
palästinensischen Ministerpräsidenten Mahmud Abbas (Abu Mazen)
neuerlich Passivität vorgeworfen. Abbas müsse die "terroristischen
Organisationen" zerschlagen, erklärte Außenminister Silvan Shalom am
Dienstag im israelischen Rundfunk. Solange die palästinensische
Führung untätig bleibe, werde Israel diese Aufgabe erfüllen; "das ist
eine strategische Entscheidung", betonte Shalom, der die "gezielten
Tötungen" von Terrordrahtziehern durch die israelische Armee
verteidigte. Verteidigungsminister Shaul Mofaz hat unterdessen
weitere "Liquidierungen" angekündigt.
Die israelische Armee ist am Dienstagmorgen in die Stadt Jenin im
nördlichen Westjordanland einmarschiert. Die USA haben die
palästinensische Führung aufgefordert, alle Sicherheitsdienste
Regierungschef Abbas zu unterstellen. Für Fortschritte bei der
Umsetzung des Friedens-Fahrplanes (Roadmap) des Nahost-Quartetts
(USA, UNO, EU, Russland) halte die US-Regierung es für notwendig,
dass Abbas alle Sicherheitsdienste unter seiner Kontrolle habe, sagte
US-Außenamtssprecher Philip Reeker am Montag (Ortszeit) in
Washington.
Arafat ernennt neuen Sicherheitsberater
Die Ernennung des früheren früheren Sicherheitschefs im
Westjordanland, Oberst Jibril Rajoub, zum Sicherheitsberater von
Präsident Yasser Arafat hatte Spekulationen über eine Schwächung der
Position von Abbas und Sicherheitsminister Mohammed Dahlan ausgelöst.
Dahlan und Rajoub gelten als Kontrahenten.
Rajoub gilt als palästinensischer Volksheld. Er stand ebenso wie
der in Israel inhaftierte Intifada-Führer Marwan Barguti ganz oben
auf der israelischen Fahndungsliste. Rajoub verbrachte mehrere Jahre
in israelischen Gefängnissen, bevor er in den Libanon deportiert
wurde. (APA/AP)