Beratende Juristen hätten der ÖIAG empfohlen, weder über Details der Transaktion noch über den Zeitplan derzeit Auskünfte zu geben. Gemäß EU-Recht sei ein Börsegang "völlig klar", wenn die Aktien im Bookbuilding-Verfahren angeboten werden, sagte Michaelis. Die ÖIAG überlege eine möglichst breite Streuung und möchte das Paket "möglichst rasch" auf den Markt bringen. Ob das noch, wie kolportiert wurde, vor den oberösterreichischen Landtagswahlen (am 28. September) der Fall sein könnte, ließ Michaelis ebenso wie dessen Vorstandskollege Rainer Wieltsch (stellvertretender voestalpine Aufsichtsratspräsident) unbeantwortet. Den Zeitpunkt bestimme letztlich nur "der Markt", wobei auch eine Stärkung des Finanzplatzes Wien ein Ziel sei.
Verkauf schon am 18. September
Später wurde jedoch bekannt, den Börseverkauf der voestalpine bereits am 18. September nach einem Bookbuilding-Verfahren "durchzuziehen", wobei ein Kursziel von 37 Euro genannt worden sei. Obwohl heute bei der Pressekonferenz des ÖIAG-Vorstandes nur von einer Privatisierung der voestalpine über die Börse gesprochen wurde, hieß es aus Kreisen des ÖIAG-Aufsichtsrats heute, dass auch an eine Wandelanleihe im Ausmaß von 10 bis 15 Prozent gedacht sei. Damit bliebe für die Börseplatzierung nur der Rest auf den 34,7-prozentigen ÖIAG-Anteil, also 20 bis 25 Prozent.
Eine Festlegung wurde nur hinsichtlich der federführenden Investmentbanken bekannt gegeben. JP Morgan werde gemeinsam mit der Erste Bank "Bookrunner" bei der Transaktion sein. Mit im Syndikat sei als financial advisor für voestalpine UBS Warburg.
Vernünftige Streuung der Aktionärsstruktur
Wieltsch kommentierte die Entscheidung so, dass er glaube, dass mit einem breiten Börsegang eine vernünftige Streuung der Aktionärsstruktur bei voestalpine erreicht werde. "Man kann nicht alles gleichzeitig erfüllen", sagte Wieltsch zu den Auflagen der Bundesregierung vom 24. Juni, wonach bei der Privatisierung der voestalpine ein Erhalt der Konzernzentrale und der Forschungs- und Entwicklungskompetenz in Österreich sowie eine inländisch dominierte Kernaktionärsschicht berücksichtigt werden müssten. Ein Verkauf an einen strategischen Investor wurde gleichzeitig ausgeschlossen. Zuvor schrieb der ursprüngliche Privatisierungsauftrag vom 1. April 2003 das Ziel eines möglichst hohen Verkaufserlöses vor. Bei den meisten befragten Fachleuten sei ein breiter Börsegang unter diesen Bedingungen als "bestes Vehikel" erkannt worden, sagte Michaelis. Die ÖIAG habe im Vorfeld auch eine Stellungnahme der EU-Wettbewerbehörde eingeholt.
Konzeptionsphase
Zum Börsegang sagte Michaelis, dass ein mehrstufiges Verfahren theoretisch nicht auszuschließen sei, doch sei alles noch in der Konzeptionsphase. "Man kann sich im Prinzip noch alles vorstellen, aber wir sind noch nicht so weit, dass wir das im Detail sagen können".
An der Wiener Börse wurde die heutige Ankündigung der ÖIAG, das gesamte voestalpine-Paket möglichst breit über die Börse streuen zu wollen, nicht gerade wohlwollend aufgenommen. Im bisherigen Handelsverlauf büßte die Stahlaktie um 1,1 Euro oder gut 3 Prozent auf 34,10 Euro (Tagestief) ein. Seit Jahresbeginn hat der ATX-Titel, von Übernahmespekulationen wiederholt getrieben, rund 48 Prozent zugelegt.
Weitere Privatisierungen heuer fraglich
Nach Aussagen von ÖIAG-Vorstandsdirektor Rainer Wieltsch sei derzeit nicht zu beantworten, ob und welche Privatisierungsschritte außer der voestalpine heuer noch gesetzt werden. "Den Zeitpunkt entscheidet wie auch bei der voestalpine der Markt", sagte Wieltsch. Vor allem gelte das für Böhler-Uddeholm, die ursprünglich einer der ersten Kandidaten für heuer war.