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Ludwig Scharinger, Generaldirektor der RLB OÖ

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Wien - Die politisch heftig umstrittene Totalprivatisierung des Linzer Stahlkonzerns Voestalpine soll dem Vernehmen nach am 18. September an der Wiener Börse starten und bereits vor den zehn Tage später stattfindenden oberösterreichischen Landtagswahlen abgeschlossen sein. Geht der relativ simple Plan von Ludwig Scharinger, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, auf, bleibt die Voest wie von der Bundesregierung versprochen tatsächlich zum Großteil in österreichischen Händen.

Scharinger hat nach eigener Darstellung seine über die Kepler KAG verwalteten Österreich Fonds beauftragt, kräftigst Voest-Aktien zu ordern. Ebenso würden die Raiffeisen Zentralbank, die beiden Hypobanken von Oberösterreich und Salzburg, aber auch Generali, die Wiener Städtische und die Bawag Voest-Aktien im Zuge des Börsenganges erwerben. Im Gespräch mit dem STANDARD sagte Scharinger: "Das wird eine richtig konzertierte Aktion. Man soll hier nichts dem Zufall überlassen. Wir schaffen es auf diese Weise einen österreichischen Kernaktionär zu erhalten und das Regierungsziel umzusetzen."

Kolportiert: 37 Euro

Der Preis, zu dem die Voest- Anteile der Staatsholding ÖIAG, die noch 34,7 Prozent an dem Konzern hält, an der Börse angeboten werden, steht noch nicht fest. Insider sprechen von rund 37 Euro, was die ÖIAG weder bestätigt noch dementiert. Derzeit notiert die Voest knapp unter 35 Euro.

Der Industrielle Hannes Androsch, der noch vor kurzem mit Scharinger gemeinsame Sache machen wollte, kritisiert das Vorgehen von ÖIAG und Bundesregierung. Die Voest würde "zweifach verschenkt", sagte Androsch zum STANDARD. "Durch einen normalen Börsengang ist der geringst mögliche Preis gegenüber anderen Verkaufsoptionen zu erzielen. Und die Regierung verschenkt nochmals eine Menge Geld, weil sie nicht zwei, drei Jahre wartet, bis die Voest ihr ambitioniertes Expansionsprogramm abgeschlossen hat und sicher nochmals wesentlich mehr wert ist."

Auch dem Kleinanlegervertreter Wilhelm Rasinger stößt der knappe Zeitplan der ÖIAG sauer auf. "Für eine breite Streuung der Aktien braucht man längere Vorlaufzeiten und Werbung wie bei der Telekom. Hier sind Privatanleger offensichtlich nicht das vorrangige Zielpublikum", so Rasinger. (Michael Bachner, DER STANDARD Printausgabe, 28.8.2003)