Sarajewo - Gerichtsmediziner haben aus dem größten bisher
bekannten Massengrab in Bosnien-Herzegowina die Überreste von 270
Leichen geborgen, wie die Behörden am Donnerstag bekannt gaben. Seit
fünf Wochen dauern die Grabungen in dem rund 80 Kilometer nordöstlich
der Hauptstadt Sarajewo gelegenen Gebiet an. Bei den Toten in dem
Grab auf dem Hügel Crni Vrh, das etwa die Größe eines Tennisplatzes
hat, handle es sich zumeist um moslemische Zivilisten, sagte der
Vorsitzende der Regierungskommission für Vermisste, Murat Hurtic.
Sie seien vermutlich zwischen April und Juni 1992 in der Umgebung
der Stadt Zvornik von bosnisch-serbischen Soldaten getötet worden.
Die Experten rechneten noch mit weiteren Leichen. Bisher wurde an
manchen Stellen vier Meter tief gegraben, sagte Hurtic. Man werde
mindestens noch einen weiteren Meter Erdreich abtragen. Die Arbeiten
sollen innerhalb der kommenden vier Wochen abgeschlossen werden.
Im Bosnien-Krieg von 1992 bis 1995 wurden etwa 250.000 Menschen
getötet, rund 20.000 werden noch vermisst. Bisher wurden aus mehr als
300 Massengräbern etwa 16.500 Leichen geborgen. Crni Vrh ist das 14.
in diesem Jahr entdeckte Grab. (APA/AP)