Hamburg - Zwischen dem entlassenen Hamburger Innensenator
Ronald Schill und seinem Nachfolger Dirk Nockemann ist ein offener
Streit ausgebrochen. Schill warf seinem ehemaligen Büroleiter vor, an
einem Komplott gegen ihn beteiligt gewesen zu sein. "Dies war alles
Teil eines Komplotts, um mich zum Teufel zu jagen", sagte Schill der
Zeitschrift "Bunte". Nockemann entgegnete, Schill habe "ein
Wahrnehmungs-Defizit".
In der vergangenen Woche hatte CDU-Bürgermeister Ole von Beust
Schill aus dem Senat geworfen, weil dieser versucht habe, ihn zu
erpressen. Schill sagt nun, die Entlassung sei geplant gewesen. "Ich
wurde zu unbequem, habe die Arbeit der CDU-Senatoren zu oft und zu
heftig kritisiert", zitiert ihn die "Bunte". Strippenzieher des
angeblichen Komplotts sei sein Büroleiter und designierter Nachfolger
Nockemann gewesen. "Es gibt Anlass zu der Vermutung, dass er eine
Verbindung zu Ole von Beust hatte", sagte Schill. Nockemann sagte
dagegen der "Bild", das Schlimme sei, "dass er beginnt, das zu
glauben, was er da erzählt." Schill sagte der Zeitung, er plane keine
neue Partei.
Die Fraktion der Schill-Partei in der Hamburger Bürgerschaft hat
Nockemann zum Kandidaten für das Amt des Innensenators gemacht. Er
soll am 3. September von der Bürgerschaft gewählt werden. Schill
kündigte an, er werde sein Abgeordnetenmandat im Landesparlament
wahrnehmen. "Aber nur so lange, wie ich darin einen Sinn erkennen
kann", sagte er. Die Koalition aus CDU/Schill-Partei und FDP im
Hamburger Rathaus hat 64 Sitze. SPD und Grün-Alternative Liste kommen
auf 57. Wenn vier Abgeordnete aus dem Regierungslager gegen Nockemann
stimmen, ist er gescheitert.
Schill schließt Austritt aus seiner Partei nicht aus
Schill hat indessen bekannt gegeben, dass er einen Austritt aus der von ihm gegründeten "Partei Rechtsstaatliche Offensive" nicht ausschließe. "Das hängt von der weiteren
Entwicklung ab", sagte Schill der "Bild"-Zeitung
(Donnerstagsausgabe). Er bestritt Gerüchte, wonach er eine neue
Partei gründen wolle. Bisher habe er auch nicht die Absicht gehabt,
sich den Namen "Schill-Partei" rechtlich schützen zu lassen. Dies sei
aber eine "gute Idee", sagte Schill. Bis Dienstag wolle er
entscheiden, ob er sein Mandat als Abgeordneter in der Bürgerschaft
ausüben und an der Wahl seines Nachfolgers teilnehmen wird.
Der designierte Innensenator Dirk Nockemann wies in der Zeitung
Vorwürfe Schills zurück, er habe zusammen mit Bürgermeister Ole von
Beust (CDU) den Sturz des Parteigründers als Innensenator geplant.
Schill habe ein "Wahrnehmungs-Defizit", sagte Nockemann. "Das
Schlimme aber ist, dass er beginnt, das zu glauben, was er da
erzählt." (APA/AP)