Wien - Das nahende Ende seines Ausstellungsbetriebes feiert das Wiener Künstlerhaus würdig: Die Themenschau Abstraction now , die heute, Donnerstag, um 19 Uhr eröffnet wird, bezeichnet S TANDARD -Kunstkritikerin Doris Krumpl nach einer ersten Besichtigung als das Ausstellungsereignis des Jahres (eine Rezension lesen Sie am Freitag).

Doris Rothauer, bis vor wenigen Monaten Geschäftsführerin, hatte das Künstlerhaus einem Relaunch unterzogen, positionierte es als hippen Ort für aktuellste Kunst. Doch die Anstrengungen blieben folgenlos: Das k/haus geriet zwischen die Fronten von Bund und Stadt, Schwarz und Rot.

So scheint es zumindest angesichts der gegenseitigen Schuldzuweisungen bezüglich der Finanzmisere, in der die "Gesellschaft der bildenden Künstler" als Eigentümer der Immobilie schlitterte. Diese sei, argumentiert man im Büro von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SP), "eindeutig durch den Rückzug des Bundes entstanden". Man erwarte "nun endlich eine Aussage", was diesem das Künstlerhaus wert sei. Und SP-Kultursprecherin Christine Muttonen sieht die Verantwortung für die prekäre Lage "ganz eindeutig" bei "der zuständigen Ministerin Gehrer". Denn mit dem Auslaufen des Kooperationsvertrages im Jahr 2001 habe sie "dem ohnedies angeschlagenen Künstlerhaus den Todesstoß versetzt".

Doch ganz so einfach ist es nicht. Denn weder ist die für die Museen verantwortliche VP-Bildungsministerin für einen Künstlerverein zuständig, noch war das Künstlerhaus "angeschlagen": Dem Verein, der nach wie vor Pachteinnahmen (Theater, Kino, Restaurant) lukriert, ging es prächtig, als das Ministerium die Räume sechs Monate pro Jahr für Ausstellungen der Bundesmuseen anmietete. Dass der Geldsegen ein auf fünf Jahre befristeter sein würde, war zudem klar: Ein Museum Moderner Kunst braucht kein Künstlerhaus als Zwischenquartier (von Oktober 2000 bis März 2001), wenn es einen eigenen Neubau zu bespielen hat.

Der Bund ließ dem k/haus also für einige Zeit eine besondere Unterstützung zuteil werden. Zurückgezogen hat sich aber die Stadt. Fanden doch dort in den 80er- und frühen 90er-Jahren die großen Themenschauen des Historischen Museums und der Wiener Festwochen statt. Dann aber richtete das Museum keine solchen mehr aus, und die Festwochen übersiedelten ab 1993 mit ihren Produktionen in die städtische Kunsthalle, die als direkte Konkurrenz zum Künstlerhaus am Karlsplatz errichtet worden war.

Dennoch fühlt sich die Stadt laut APA "für die Misere des Hauses nicht zuständig". Man sei aber, so Mailaths Pressesprecherin, "seit Monaten im Gespräch" und bemühe sich "auch um eine Unterstützung des Bundes". Diese Aussage ist bemerkenswert. Denn nicht erst seit Monaten, sondern schon über ein Jahr ist Mailath mit dem k/haus im Gespräch. Und im Herbst 2002 stellte er eine Klärung der finanziellen Machbarkeit der Ausbaupläne "für die allernächste Zukunft in Aussicht". Aber nichts geschah. Auch im März 2003 blieb Mailath trotz "Rekordbudget" zurückhaltend: "Wir müssen uns überlegen, ob wir überall dort einspringen, wo der Bund als Subventionsgeber ausfällt."

Doch fällt der Bund als Subventionsgeber aus? Gibt es wirklich keine Unterstützung von seiner Seite? Sicher, die Stadt hob die Förderung von 138.078 Euro auf 363.000 Euro an. Aber auch Kunststaatssekretär Franz Morak (VP) billigte 2002 dem k/haus eine weit höhere Summe als im Jahr davor zu: 290.907 statt 123.543 Euro. Diese ist sogar respektabel zu nennen, wenn man bedenkt, dass Mailaths Budget doppelt so hoch ist wie jenes von Morak, der Staatssekretär aber nicht nur Institutionen in Wien zu fördern hat, sondern im ganzen Land: Für keinen anderen Kunstverein, nicht einmal für die Wiener Secession (200.000 Euro), lässt Morak derzeit mehr Geld springen.

Wer setzt jetzt den Todesstoß? Morak? Oder Gehrer? (DER STANDARD; Printausgabe, 28.08.2003)