Istanbul - Die Türkei wird im Falle einer Truppenentsendung in den Irak möglicherweise auch weibliche Soldaten in das Kontingent aufnehmen. Auf diese Weise sollten die Fehler der US-Armee im Irak vermieden werden, berichtete die Zeitung "Hürriyet" am Mittwoch unter Berufung auf Erkenntnisse eines türkischen Erkundungsteams in Bagdad.

US-Soldaten missachten Tradition

Die amerikanischen Soldaten hätten den Zorn vieler IrakerInnen auf sich gezogen, indem sie bei Durchsuchungen ohne Rücksicht auf die Traditionen des moslemischen Landes auch die Frauen kontrolliert und dabei berührt hätten. Deshalb sollten sich die türkischen Soldatinnen vor allem um die irakischen Frauen kümmern, berichtete "Hürriyet". Ankara erwägt, auf Wunsch der USA mindestens 10.000 Soldaten in den Irak zu schicken.

Die türkische Botschaft in Bagdad hatte zusammen mit Vertretern der Armee und des Geheimdienstes die Lage vor einem möglichen türkischen Truppeneinsatz im Irak geprüft. Dabei sei festgestellt worden, dass eine türkische Militärpräsenz insbesondere in kurdischen und schiitischen Kreisen abgelehnt werde, meldete "Hürriyet". Die türkische Regierung hat noch nicht offiziell über eine Entsendung der Soldaten in den Irak entscheiden. Die für den Einsatz nötige Parlamentsentscheidung wird frühestens im Oktober fallen, da die Regierung auf ihr ursprüngliches Vorhaben verzichtet hat, die Volksvertretung zu einer Sondersitzung aus den Ferien zu rufen. (APA)