Bagdad - In der künftigen irakischen Regierung sollen
die Schlüsselministerien für Öl und Inneres von Schiiten geleitet
werden. Dies sei "mehr als wahrscheinlich", sagte Muwaffak el Rubai
vom irakischen Regierungsrat am Mittwoch in Bagdad. Des weiteren sei
vorgesehen, das Finanzressort an einen Sunniten und das Außenamt an
einen Kurden zu vergeben. Die 25 Ministerien sollten im selben
Proporz wie der Regierungsrat die verschiedenen irakischen
Volksgruppen widerspiegeln, sagte Rubai.
Demnach sollen 13 Ressorts von Schiiten geleitet werden, jeweils
fünf von Sunniten und Kurden sowie je eines von einem Turkmenen und
einem assyrischen Christen. Auch in der Beamtenschaft der einzelnen
Ministerien sollten "alle Minderheiten des Irak" vertreten sein,
betonte Rubai. "Wie soll man ein Ministerium ohne einen Turkmenen
oder einen Assyrer haben? Das ist absolut unmöglich."
Vielfalt an Glauben und Politik
Laut Rubai stehen derzeit 150 Kandidaten für die 25 Ministerien
zur Auswahl. Mit einer endgültigen Entscheidung sei nicht vor
kommendem Mittwoch zu rechnen. Der Vorsitzende des Regierungsrates,
Ibrahim el Jaafari, sagte vor Journalisten in Bagdad, es gebe im Irak
eine "Vielfalt an Glauben, Politik und Volksgruppen", die bei der
Regierungsbildung beachtet werden müsse, um den Charakter des Landes
zu wahren.
Der neue UNO-Sondergesandte im Irak, Ramiro Lopes da Silva, wies
darauf hin, dass Anschläge wie der gegen das UNO-Hauptquartier in
Bagdad am vergangenen Dienstag die Besetzung des Irak durch die USA
und ihre Verbündeten nur verlängerten. Den Drahtziehern derartiger
Attentate müsse klar sein, dass ihre Ziele - "nämlich ein
unabhängiger und souveräner Irak" - durch den Anschlag nicht
vorangetrieben, sondern verzögert worden seien. Bei dem Attentat
waren 23 Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen auch der bisherige
Sonderbeauftragte Sergio Vieira de Mello. (APA)