Das Gemälde von Canaletto ist das Vorbild nach dem bis 2005 Schloss Hof und Schlosspark wieder originalgetreu restauriert werden sollen.

Bild: Kunsthistorisches Museum Wien
Schloss Hof - Die echte Überraschung kam später. Denn dass die Gemälde des Barockmalers Canalletto so nahe der (einstigen) Realität sind, dass man sie getrost als Plan verwenden kann, war bekannt.

Deshalb freute sich Franz Sauer zwar, als er bei den Ausgrabungsarbeiten in Prinz Eugens Schloss Hof im Marchfeld auf die Reste des Prunkbrunnens des einst europaweit berühmten Schlosses stieß - aber in Euphorie brach der Grabungsleiter erst aus, als er die Reste genauer anschaute: "Das Brunnenbecken hält heute noch dicht", jubelte Sauer, "Baumeister Johann Lucas von Hildebrand hat vor 300 Jahren für die Ewigkeit gebaut." Denn davon, dass das Becken des Neptunbrunnens nahezu im Original erhalten sein würde, hätte niemand zu träumen gewagt.

Zweite Sensation

Und auch eine zweite Sensation dem Boden entrissen: Das Wasser für die aufwändigen, vom "Fontainier" Dominique Girard, (ein Schüler des Schöpfers der Gärten von Versailles) entworfenen Brunnen und Kaskaden des Schlosses, wurde über kilometerlange Wasserleitungen herangepumpt. In unterirdischen Leitungen, aus einem künstlichen, 231.552 Eimer fassenden, Reservoir.

Das von den Habsburgern als Festschloss" genutzte Schloss Hof wird derzeit aufwändig saniert. Ab 2004 soll das einst zweitgrößte Habsburgerschloss, das mit den anderen Schlössern der Marchfelder Schlösserstraße in den vergangenen Jahrzehnten praktisch vergessen war, wieder leben. Freilich unter anderen Vorzeichen als in der feudalen Barockzeit: Statt dem Hochadel alleine, soll es jedem und jeder offen stehen. Und zwar in jenem Originalzustand, von dem bis dato einzig und allein die Bilder Canallettos zeugen. Und so wie auf dem Gemälde soll dann auch das Wasser des Neptunbrunnens wieder fließen. (Thomas Rottenberg, DER STANDARD, Print, 29.08.2003)