Wien - Die Herzschwäche, die so genannte Herzinsuffizienz, gilt seit Jahrzehnten als eine der wichtigsten Ursachen für Todesfälle und Spitalsaufenthalte besonders bei älteren Menschen. Im Gegensatz zu vielen anderen Erkrankungen gab es bis jetzt keine verlässlichen Laborparameter zur Diagnose und Kontrolle des Krankheitsverlaufs.

Beim Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in Wien werden die weltweit ersten Laborparameter präsentiert, mit denen Herzfunktionsstörungen nun mit einem Bluttest verlässlich festgestellt werden können - erforscht in Innsbruck.

Schon lange ist bekannt, dass das Herz nicht unbedingt nur "ein dummer Muskel ist", wie der inzwischen verstorbene südafrikanische Pionier auf dem Gebiet der Herztransplantation, Christiaan Barnard, Zeit seines Lebens behauptet hatte. Denn neben seiner Pumpfunktion gibt das Herz auch Botenstoffe an das Blut ab, die entscheidend an der Regulierung des Kreislaufsystems beteiligt sind. Und Forscher fanden mittlerweile heraus, dass ein gestresstes, insuffizientes Herz diese Hormone vermehrt abgibt. Was in Bluttests zu sehen ist.

Auf diese Erkenntnisse aufbauend errechneten Wissenschafter um Gerda Falkensammer vom Innsbrucker Institut für Medizinische Chemie und Biochemie nun erstmals Parameter, anhand derer die im Blut festgestellten "Herzhormone" - mit den fürchterlichen Namen wie BNP (B-Typ Natriuretisches Peptid) und "NTproBNT" (ein Eiweißvorprodukt von BNP) - zu einer diagnostischen Aussage zusammengefasst und somit für eine effiziente Therapie verwendet werden können.

Die von den Innsbruckern untersuchten Patienten mit krankhafter Pumpleistung (systolische Funktionsstörung) oder krankhafter Herzfüllung (diastolische Funktionsstörung) zeigten jeweils eine deutliche Erhöhung dieser Marker, die je nach Schweregrad der Störung unterschiedlich ausfiel. Ebenso konnte aufgrund der Bestimmung der Hormonkonzentration auch eine Herzstörung ausgeschlossen werden.

Die Genauigkeit dieser Analysemethode vergleichen die Forscher mit der Sicherheit von Krebsabstichen bei der Gebärmuttervorsorge und mit der Messung des Krebsmarkers PSA bei der Prostatauntersuchung. Mit dieser neuen Diagnosemethode hätten Allgemeinmediziner nun erstmals eine schnelle Möglichkeit zur Hand, Patienten mit klinischem Verdacht auf Herzinsuffizienz rasch durchzutesten und gegebenenfalls sofort auf eine Kardiologiestation zu überweisen.

Dort steht, nach genauer Abklärung, dann die Therapie an vorderster Stelle. Und auch aus diesem Bereich wird ein österreichischer Beitrag am Europäischen Kardiologenkongress präsentiert: Wiener Forscher stellen die viel versprechenden Ergebnisse einer Studie über Gentherapie für Patienten mit koronaren Herzerkrankungen (aufgrund des schlechten Zustandes der Herzkranzgefäße, was in der älteren Bevölkerung ebenfalls weit verbreitet ist) vor.

Nadel ins Herz

Ein Team um Mariann Gyongyosi von Wiener Uniklinik für Innere Medizin II. hatte - neben Forschern von fünf weiteren kardiologischen Zentren für die Studie "Euroinject-One" - Herzkranken einen Katheter von der Leiste bis in die linke Herzkammer vorgeschoben und über eine feine Nadel die genetischen Informationen des Wachstumsfaktors "VEGF-A165" in die Herzwand gespritzt.

Die ersten Auswertungen der Nachuntersuchung der so behandelten Patienten zeigten, dass es in den gentherapierten Regionen des Herzens zu einer signifikanten Verbesserung der Leistungsfähigkeit des Herzens gekommen ist. Bis zum routinemäßigen Einsatz dieser Methode sind noch weitere Studien notwendig, doch lassen die ersten Ergebnisse hoffen. (Andreas Feiertag/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30./31. 8. 2003)