Wien - Das Recht auf Teilzeitarbeit für alle
ArbeitnehmerInnen mit Kindern, unabhängig von der Betriebsgröße, hat
am Freitag die Wiener Arbeiterkammer gefordert. Ingrid Moritz,
Leiterin der Frauen-Abteilung kritisiert, dass im
Regierungsübereinkommen eine Einschränkung auf ArbeitnehmerInnen in
Betrieben ab 20 Beschäftigte und mit mindestens 3-jähriger
Betriebszugehörigkeit vorgesehen sei, "damit würden fast zwei Drittel
der Frauen (64 Prozent) und mehr als die Hälfte der Männer (56) von
dieser Möglichkeit ausgenommen." Die Grünen schlagen einen Fonds vor,
in den Betriebe einzahlen und bei Ausfall eines Arbeitnehmers wegen
Kinderbetreuung Geld refundiert erhalten.
Auch in Kleinbetrieben sollen Eltern die Möglichkeit haben, ihre
Arbeitszeitwünsche durchzusetzen, meint Moritz. Die Frage, ob
Teilzeitarbeit einem Betrieb zumutbar ist, hänge nicht von der
Betriebsgröße, sondern von der spezifischen Tätigkeit ab und müsse im
Einzelfall beurteilt werden. Würde das Recht auf Teilzeit auf
Betriebe mit über 50 Beschäftigte eingeschränkt, wie die
Wirtschaftskammer fordert, hätten noch weniger ArbeitnehmerInnen
Anspruch auf dieses Recht.
Drei Forderungen
Für ein entsprechendes Gesetz hat die AK drei Forderungen: Einen
pensionsrechtlichen Ausgleich bei Teilzeitarbeit wegen
Betreuungspflichten; ein gesetzliches Kündigungsverbot für Personen,
die gegenüber ihrem Arbeitgeber den Wunsch äußern, die Arbeitszeit zu
reduzieren, und ein Rückkehrrecht von Teilzeit auf Vollzeit.
Grüne vermuten Fallen im Modell der Regierung
Die Wirtschaftssprecherin der Grünen, Michaela Sburny, wies darauf
hin, dass ein Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit für Kinder bis 6
Jahre zwar sehr zu begrüßen wäre, "allerdings hat die Regierung
keineswegs vor, einen Rechtsanspruch zu sichern, sondern lediglich
einen Anspruch auf Teilzeitarbeit und den auch nur ab einer
bestimmten Betriebsgröße und wenn es die wirtschaftliche Situation
des Betriebes zulässt. Somit eben kein Recht, sondern abhängig vom
guten Willen der ArbeitgeberInnen". Kleine Betriebe werden somit für
qualifizierte ArbeitnehmerInnen unattraktiver.
Grüner Vorschlag
"Da 80 Prozent aller Betriebe in Österreich weniger als 20
MitarbeiterInnen haben, wäre es dringend notwendig neue Modelle für
kleine Betriebe zu überlegen, um es auch ihnen zu ermöglichen,
attraktive Arbeitsbedingen anzubieten", so Sburny weiter. "Aber die
Regierung ist diesbezüglich völlig ideenlos". Die
Wirtschaftssprecherin der Grünen denkt zum Beispiel an die Errichtung
eines Fonds, "in den alle Betriebe je nach Größe einzahlen und aus
dem Ausfälle wegen Teilzeitarbeit von MitarbeiterInnen, aus Gründen
der Kinderbetreuung, zumindest teilweise refinanziert werden. Auch
die Wirtschaftskammer ist aufgerufen, sich etwas kreativer an der
Lösung solcher Problemstellungen zu beteiligen. Von derartigen
Modellen könnten nämlich sowohl ArbeitnehmerInnen, als auch die
vielen Klein- und Mittelbetriebe in Österreich profitieren", so
Sburny abschließend.(APA)