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Ayatollah Mohammed Bakr el Hakim, Chef der schiitischen Partei "Oberster Rat der Islamischen Revolution" (SCIRI), wurde bei dem Anschlag in Najaf getötet.

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Najaf/Bagdad - Bei dem verheerenden Autobombenanschlag in Najaf sind möglicherweise mehr als hundert Menschen getötet worden. Ein Krankenhaus in der irakischen Stadt habe 124 Todesopfer gemeldet, berichtete der US-Nachrichtensender CNN am Freitagabend. Zuvor war von 75 bis 82 Toten die Rede gewesen. Mehr als zweihundert Menschen wurden verletzt.

Amnesty International warnt vor Bürgerkrieg

Die Menschenrechtsorganisation amnesty international hat unterdessen vor einem Bürgerkrieg im Irak gewarnt. Die Besatzungstruppen müssten ihrer Pflicht nachkommen und Sicherheit und Ordnung im Irak wiederherstellen, forderte die Organisation am Freitag in einer in Kairo veröffentlichten Erklärung. Nach den jüngsten Gewaltakten im Irak drohten Bürgerkriegswirren. Die US-geführten Streitkräfte seien verpflichtet, Racheakte nach dem blutigen Anschlag von Najaf zu verhindern. Amnesty international nannte es Besorgnis erregend, dass sich die Sicherheitssituation im Irak vier Monate nach Ende der Hauptkampfhandlungen "verschlechtert und nicht verbessert" habe.

Der Sprengsatz war während des Freitagsgebets explodiert und tötete auch den führenden schiitischen Geistlichen Mohammed Bakr al Hakim. In der Umgebung der Imam-Ali-Moschee, die als heiligste Stätte der Schiiten im Irak gilt, wurden mehrere Gebäude und Fahrzeuge zerstört.

Chalabi kritisiert US-Truppen

Nicht bekannt war zunächst, wer hinter dem Anschlag steckte. Der Chef des pro-amerikanischen "Irakischen Nationalkongresses" (INC), Ahmed Chalabi, beschuldigte Anhänger des gestürzten Baath-Regimes von Saddam Hussein, hinter der Autobombenexplosion zu stehen. Chalabi, Mitglied des provisorischen "Regierungsrates", hatte nach dem verheerenden Bombenanschlag den US-Truppen vorgeworfen, nicht ausreichend für die Sicherheit der Region zu sorgen.

Nach dem Freitagsgebet

Der Sprengsatz war vor dem Südeingang der Moschee mit dem Grabmal Alis, des Schwiegersohnes des Propheten Mohammed, deponiert und detonierte, als das Freitagsgebet gerade zu Ende war und zahlreiche Menschen das Gebäude verließen. Das Ziegelwerk des Portals stürzte auf die Menschen nieder. Zunächst war per Lautsprecher verkündet worden, Hakim sei unverletzt. Gegenüber der Moschee stürzte ein Restaurant ein, dessen Gäste unter den Trümmern begruben wurden. Fünf Fahrzeuge wurden zerstört, eines davon wurde mehr als hundert Meter weiter geschleudert.

"Feinde des neuen Irak schrecken vor nichts mehr zurück"

Auch der US-Administrator Paul Bremer hat das Attentat auf Ayatollah Hakim in einer ersten Reaktion scharf verurteilt und die Hilfe der Besatzungstruppen bei der Aufklärung des Verbrechens versprochen. Die "Feinde eines neuen Irak" schreckten vor nichts mehr zurück, heißt es in einer am Freitag in Bagdad verbreiteten Erklärung Bremers. Erneut seien unschuldige Iraker getötet und einer der heiligsten Plätze des Islam geschändet worden.

Kein Schutz wegen heiliger Stätte

Ein US-Militärsprecher erklärte: "Es waren keine Soldaten der Allianz in dem Gebiet, weil der Boden als heilig gilt". In Najaf ist es in der Vergangenheit immer wieder zu Gewalttaten gekommen, die sich auch gegen die US-geführten Besatzungstruppen richteten.

USA: Aufbauarbeit geht weiter

Die USA wollen sich durch den verheerenden Bombenanschlag in der Schiiten-Stadt Najaf nach eigenen Angaben nicht von ihrem Kurs für Wohlstand und Demokratie im Irak abbringen lassen. Ein US-Regierungsbeamter sagte am Freitag im texanischen Crawford, die Bemühungen für den Wiederaufbau des Landes und die Bildung einer repräsentativen Regierung gingen weiter.(APA/Reuters/AP)