Jetzt also auch die österreichische Bundesregierung: Die Zahl der Verteidiger des Stabilitäts- und Wachstumspakts schrumpft; das Drei-Prozent-Kriterium als Hürde für Budget-defizite in der Eurozone ist nun auch für Bundeskanzler Wolfgang Schüssel "nicht entscheidend". Aber die Drei-Prozent- Marke ist ein Herzstück des Systems, das den Wert des Euro sichern soll. Anders als das Euroziel eines mittelfristig ausgeglichenen Haushalts - also des früher auch einmal von der Regierung Schüssel angestrebten "Nulldefizits" - ist dieses Kriterium im EU-Recht konkret definiert und klar mit Bußgeld bewehrt.

Schüssels Beteuerung, er trete mitnichten für eine Lockerung des Paktes ein, überzeugt nicht wirklich. Die fiskalpolitische Kehrtwende ist da, und manche mögen das begrüßen. Doch egal was Schüssel oder sein deutscher Kollege Gerhard Schröder, der den Pakt neu interpretieren will, gemeint haben mögen: Der Zeitpunkt der Äußerungen der zwei Kanzler ist fatal. Den beiden Großökonomen muss entgangen sein, dass in Schweden in zwei Wochen über die Erweiterung der Eurozone um ein wirtschaftlich potentes Land abgestimmt wird.

Der schwedische Premier Göran Persson wollte eigentlich seine Bürger für ein Ja zum Eurobeitritt gewinnen. Doch die neuerliche Debatte um den Stabilitätspakt ist kaum geeignet, den Schweden Vertrauen in die Zuverlässigkeit der neuen Währung einzuflößen. Persson sah sich daher nun gezwungen, die Notbremse zu ziehen und seinem Wahlvolk zu sagen: Falls die anderen den Stabilitätspakt zerschlagen, kann der Euro ja noch warten. Warum die Bürger am 14. September dann aber nicht gleich selbst mit Nein stimmen sollen, muss er noch erklären.

Schwedens Eurogegner jedenfalls dürfen schon einmal die Dankesschreiben nach Berlin und Wien vorbereiten.