Belgrad - In den drei südserbischen Kommunen dicht an der administrativen Grenze zum Kosovo herrscht nach der jüngsten Reihe von Zwischenfällen ein tiefes Misstrauen zwischen den serbischen und albanischen Bevölkerungsgruppen. Seit Anfang August sind in den Kommunen Presevo, Medvedja und Bujanovac, wo die Albaner einen beträchtlichen Bevölkerungsanteil ausmachen, die serbischen Sicherheitskräfte wiederholt von unbekannten Angreifern beschossen worden. In Presevo sind seit dem vergangenen Samstag zwei Mal Sprengstoffangriffe im Stadtzentrum gezählt worden.

Rechtfertigung für erhöhte Militärpräsenz

Der Leiter der Demokratischen Albaner-Partei im Kosovo, Ragmi Mustafa, vertrat nach jüngsten Medienberichten die Auffassung, dass die Serben die jüngsten Zwischenfälle als eine Rechtfertigung für die Erhöhung ihrer Militärpräsenz im Presevo-Tal sehen. Mustafa und andere lokale Albaner-Führer zweifeln nicht daran, dass hinter den jüngsten Geschehnissen in Presevo die serbischen Sicherheitskräfte steckten.

Die serbische Regierung und die lokalen Serben haben die Zwischenfälle der "Albanischen Nationalarmee"(AKSh), einer Extremistenorganisation, angelastet. Der serbische Vizepremier Nebojsa Covic hatte die Zwischenfälle in den drei Kommunen, wo die albanische Gemeinschaft seit Jahren um den Anschluss an das Kosovo bemüht ist, mit der bevorstehenden Aufnahme der ersten Direktgespräche zwischen Belgrad und Pristina in Verbindung gebracht. Er ist außerdem überzeugt, dass sich die Extremistenführer durch ihre Aktionen als albanische Verhandlungspartner aufdrängen wollen.

Nicht bekannt

Die AKSh hat sich zu den jüngsten Zwischenfällen nicht bekannt. Die Extremistenorganisation hatte allerdings die Verantwortung für einen Mörserangriff auf den Militärstützpunkt im Dorf Dobrosin unweit von Presevo am 11. August übernommen. Einer ihrer Vertreter hatte wenige Tage später alle albanischen Parteien in den drei südserbischen Kommunen aufgefordert, sich dem politischen Flügel der AKSh, der "Vereinigte Front für die Nationale Vereinigung der Albaner", anzuschließen.

Mehrmonatige Konflikte zwischen den Bevölkerungsgruppen in den Kommunen waren durch internationale Vermittlung im Mai 2001 beendet worden. Die serbischen Behörden hatten sich zur größeren Einschaltung der albanischen Volksgruppe in die Kommunalverwaltung verpflichtet. Die drei Gemeinden zählen nach wie vor zu den am wenigsten entwickelten Regionen Serbiens. (APA)