Bei Michelin rauchen die Köpfe.

Rom - Ferrari hat nun offiziell zugegeben, den Motorsport-Weltverband FIA von den vermutlich illegalen Michelin-Reifen informiert und damit die derzeitige "Reifen-Affäre" in der Formel-1-WM losgetreten zu haben. "Alles hat in Budapest begonnen. Dort hat Bridgestone von einem japanischen Fotografen eindeutige Beweise bekommen, dass die gebrauchten Michelins eine außerordentlich große Auflagefläche haben", sagte Ferraris Technikchef Ross Brawn der Gazzetta dello Sport (Mittwochausgabe).

Ferrari-Konkurrenten vor Problemen

Danach habe man Renndirektor Charlie Whiting informiert, der habe dann den mittlerweile berühmten Brief an die Teams geschrieben, wonach künftig die erlaubte Reifen-Maximalbreite (270 mm) auch nach dem Rennen gemessen werde. Das stellt nun die Ferrari-Konkurrenten McLaren und Williams vor Probleme, deshalb werden offenbar trotz ursprünglich gegensätzlicher Aussage derzeit in Monza intensiv neue Pneus getestet.

Michelin testet neue Reifen

Michelin-Motorsportchef Pierre Dupasquier bestätigte auf der Website der Franzosen: "Wir haben seit vergangenen Mittwoch rund um die Uhr gearbeitet und nun testen wir die Reifen in Monza. Jeder der sich in der Reifenwelt auskennt, weiß, dass das, was wir getan haben, ein unglaublicher Aufwand ist", so Dupasquier. Ursprünglich hatte der französische Reifenhersteller gemeint, man sehe keinen Grund für Änderungen, die Reifen seien legal.

Zusammenhang mit Schumacher-Unfall?

Ob der schwere Unfall von Williams-BMW-Pilot Ralf Schumacher am Dienstag etwas mit den neuen Reifen zu tun hat, ist vorerst unklar. Der deutsche Pilot wurde am Mittwoch aus dem Krankenhaus entlassen, außer einer schweren Gehirnerschütterung war er unverletzt geblieben. Ihm wurde bis Montag Ruhe verordnet, er wird aber voraussichtlich nächste Woche beim GP in Monza starten können.

Brawn wartet ab

Ob Ferrari in Monza gegen die Michelin-Teams protestieren wird, steht laut Brawn noch nicht fest. "Ich hoffe, es ist nicht notwendig weil Michelin realisiert, dass man so lange, eigentlich viel zu lange, einen Vorteil genossen hat und sich nun besser an die Vorgaben der FIA hält." Die Vorgangsweise von Ferrari verteidigte Brawn so: "Wir hätten nach Budapest auch so tun können, als ob wir von nichts wüssten und dann beim nächsten Rennen protestieren können. Aber das schien uns nicht die richtige Vorgangsweise."

FIA droht mit Sanktionen

Der Internationale Automobil-Verband (FIA) drohte den betroffenen Teams am Mittwoch mit Sanktionen, falls die Michelin-Reifen in Monza nicht regelgerecht sein sollten. "Wenn die Reifen in Monza in einer Kombination mit einer Auto-Abstimmung benutzt werden, die zu einer Laufflächen-Breite von mehr als 270 Millimetern führt, müssen die Rennkommissare und schließlich das FIA-Berufungsgericht entscheiden, falls gegen Regeln verstoßen wurde", erklärte ein FIA-Sprecher. (APA/Reuters)