London - Der britische Waffenexperte David Kelly hat einem Medienbericht zufolge in einem vor seinem Tod verfassten Artikel ein militärisches Handeln als womöglich einzigen Weg bezeichnet, um den Irak "endgültig zu entwaffnen".

Eine derartige Einschätzung Kellys dürfte der Regierung von Premierminister Tony Blair gelegen kommen, bevor am Montag die Witwe von Kelly vor der Kommission aussagen wird, wie die britische Zeitung "Observer" am Sonntag weiter berichtete. Die Umstände von Kellys Selbstmord werden derzeit in London von der so genannten Hutton-Kommission untersucht, vor der diese Woche bereits Blair und Verteidigungsminister Geoff Hoon ausgesagt haben. Kelly hatte sich im Juli wenige Tage nach einer strengen Befragung durch den Irak-Untersuchungsausschuss im Parlament die Pulsadern getrennt.

Hintergrund ist ein BBC-Bericht, wonach die Regierung Blair Geheimdienstinformationen über die vom Irak ausgehende Gefahr aufgebauscht habe, um die Zustimmung der Bevölkerung für ihren Kriegskurs zu erhalten. Als Quelle für den Bericht hatte die BBC Kelly genannt.

"Der einzige Weg"

Der "Observer" druckte den bisher unveröffentlichten Artikel Kellys ab, den dieser einige Wochen vor Beginn des Krieges gegen den Irak geschrieben habe, wie die Zeitung berichtete. Der Artikel werde an die Hutton-Kommission geschickt.

Im dem Artikel heißt es: "Der Irak hat die letzten 30 Jahre damit verbracht, ein Arsenal an Massenvernichtungswaffen aufzubauen." Obwohl die derzeitige Bedrohung durch das irakische Militär mäßig ist (...) hat es niemals ihre Absicht aufgegeben, solche Waffen sowohl für militärische als auch terroristische Zwecke zu entwickeln und anzuhäufen", hieß es. "Nach zwölf erfolglosen Jahren UNO-Überwachung der Abrüstung, erscheint militärisches Handeln bedauerlicherweise als der einzige Weg, um den Irak schließlich und endgültig abzurüsten." Krieg sei nun womöglich unvermeidbar, so die Schlussfolgerung in dem Artikel. (APA/Reuters)