Das Triumvirat des Teenie-Pop bestehend aus Britney Spears, Justin Timberlake und Christina Aguilera kommt anscheinend nicht voneinander los: Schon im zarten Alter von acht Jahren trafen sie sich regelmäßig bei Schönheits- und Talentwettbewerben, dann schnappt im Alter von 10 und 11 Jahren die Talentfalle für alle drei beim "New Mickey Mouse"-Club zu, den sie gemeinsam für eineinhalb Jahre im Disney-Kanal moderieren.

Inzwischen sind aus allen dreien Stars geworden, mit Millionen verkaufter Platten, diversen Plastic surgeries und generationenübergreifenden (7, 17, 27-jährigen) Fans auf der ganzen Welt. Man könnte meinen, die Charts wären derzeit von einem Triumvirat beherrscht, dessen Glaubenssatz von drei VolksschülerInnen während einer ruhigen Minute hinter den Kulissen irgendeiner Casting-Show vereinbart wurde: "In zehn Jahren beherrschen wir das Showbiz".

Genau diese zehn Jahre später wirken die drei Geheim-AgentInnen des Teenie-Pops um mehr als ein Jahrzehnt gealtert. Jedes Jahr ein neues Album, jedes Jahr eine Welttournee, dazwischen Filme, kontrolliert-cooles Abgehänge bei Parties und unzählige Gastauftritte bei anderen Produktionen, das schlaucht. Und für jedes Album braucht es ein neues Image, in das sich die Welt verlieben kann.

Identifikation

Es ist freilich eine spekulative Sache, Britney und Co als sprechende Subjekte wahrzunehmen. Sie sind ohne Zweifel gecastete, trainierte, produzierte Persönlichkeiten, Existenzen im Funktionsrahmen. Aber, um an dieser Stelle auch mal Morrissey zu zitieren, der sich offenbar auch mit zwei russischen unechten Lolita-Lesben identifizieren kann: "Well, aren’t we all?"

Also, was war das noch: Justin und Christina Aguilera sprechen sich von der Seele. Ihre neuen Alben vermarkten sie als Befreiungsschlag gegen ihre Existenz als Plastik-Stars. Justin Timberlake, der mit seiner Boy-Band "N’Sync" sein musikalisches Talent nicht ausleben konnte, und Christina Aguilera, die endlich als Künstlerin wahrgenommen werden will. Britney vergleichsweise soft: "Overprotected".

"Schluss mit Teenie-Sex"

Vermittelt wird dieses Konzept von der neuen Selbständigkeit mittels Körper und Begehren. Justin falsettiert mit ungewöhnlicher Intensität "I just wanna make love to you" in das Ohr seines Gegenübers, Britney gesteht "I’m a slave for you" und Christina Aguilera ist so gerne "Dirty". Promotet werden die Videos mit Zitaten aus Interviews, in denen das gefundene eigene Begehren als Kulturleistung zelebriert wird: "Schluss mit Teenie-Sex" , so Christina Aguilera.

Auf Christinas "postfeministischem" Album "Stripped" zeigt es sich am deutlichsten, wie die Teenie-Stars Sex und Körperlichkeit als Emanzipationsvehikel heranziehen, als Grad der Eigenständigkeit eines/r KünstlerIn verstanden wissen wollen. Und vielleicht trifft das auf Christinas Rolle vielleicht sogar zu. Das Teenie-Idol ist keines mehr, wenn es den Körper befreit, wenn es die "Unschuld" verliert. In Christinas Fall hatte der Befreiungsschlag via "Dirty" aber lediglich die Potenzierung des männlichen Blicks zur Folge. Keine Infragestellung von weiblichen Medien-Repräsentationen, lediglich ein weiterer Beitrag auf Softporno-Niveau der gängigen Videoclips.

The stronger, the sexier

Auch für Justin Timberlake war die Rückeroberung seiner eigenen sexuellen Repräsentation offenbar ein großes Anliegen. Er hatte nicht nur das Image des braven Boy-Band-Mitglieds zu relativieren, sondern auch das eines Mannes, der zwei Jahre mit einer Jungfrau zusammen war.

Spannend dürfte es nun werden, wie Britney Spears, die mit dem Album "Britney" von 2001 den Trend zum Sexbekenntnis eingeleitet hatte, auf ihrer neuen Veröffentlichung reagieren wird. Eine kluge Korrektur in der Mainstream-Sex-Repräsentation wird wohl auch von ihr nicht zu erwarten sein. Aber vielleicht eine kleine Verschnaufpause für die oversexed generation? So viele wildgewordene Jung-Twens hält doch niemand mehr aus. (freu)