Wien - Die Forderung der AUA, der Flughafen Wien soll einen Teil seines Gewinns von zuletzt fast 70 Mio. Euro an die AUA abgeben und dieser damit sparen helfen, ist für Flughafen-Chef Herbert Kaufmann "absurd". Denn schließlich gehöre der Gewinn den Aktionären oder er wird investiert. Kaufmann sieht dennoch Möglichkeiten, der AUA zu helfen.

AUA-Vorstand Josef Burger sagte in der Vorwoche, es könne nicht sein, dass der Flughafen kurzfristig Gewinne maximiere und die AUA langfristig Verkehrswachstum aufbaut. Daher sollten Lieferanten wie der Flughafen ein Drittel zu den 90 Mio. Euro schweren Sparmaßnahmen beitragen.

Bessere Auslastung

Im Gespräch mit dem STANDARD kündigt Kaufmann an, dass man gemeinsam mit der AUA an einer besseren Kapazitätsauslastung arbeiten werde. Wenn es gelänge, die Belastung in der Spitzenzeit besser zu verteilen, dann könne die daraus resultierende Ersparnis zwischen dem Flughafen und der AUA geteilt werden, meint Kaufmann. Als Beispiel nennt er die Washington- und New-York-Flieger, die beide innerhalb einer Viertelstunde in Wien landen. Dadurch sei enorm viel Kapazität auf einmal gebunden. "Wenn die Belastung in den Spitzenzeiten entzerrt werden kann und die Auslastung besser über den Tag verteilt wird, könne auch billiger produziert werden", sagt Kaufmann.

Ermäßigungen

Gleichzeitig wehrt sich Kaufmann gegen den Vorwurf, der Wiener Flughafen sei einer der teuersten in Europa. Man dürfe nicht nur auf die veröffentlichten Preise vergleichen, sondern müsse die Ermäßigungen berücksichtigen. So wurden in den vergangenen Jahren die Tarife für Transferpassagiere massiv gesenkt.

Zudem gebe es Ermäßigungen für Osteuropa und Langstreckendestinationen. Dasselbe gelte für die Regionaltarife. So bekommt jede Fluglinie, die aus einem Radius von 600 km nach Wien fliegt, einen Tarifnachlass. In Summe kosten diese "Insentives" dem Flughafen 23 Mio. Euro jährlich. Der Großteil davon kommt der AUA zugute, argumentiert Kaufmann.

Gemessen am gesamten Betriebsaufwand der AUA von 2,3 Mrd. Euro, machen die Flughafentarife 2,8 Prozent, oder 71 Mio. Euro aus. Der Rest auf den Gesamtbetrag von 163 Mio. Euro, den der Flughafen von der AUA bekommt, entfällt auf die Bodenabfertigung und Mieten.

Pilotenstreik

Die drei im Aufsichtsrat der AUA sitzenden Betriebsräte aus dem Bereich Bodendienste haben AUA-Aufsichtsratschef Rainer Wieltsch aufgefordert, eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung einzuberufen, die innerhalb der nächsten 14 Tage stattfinden wird.

AUA-Betriebsrat Alfred Junghans ortet eine "erschreckende Passivität der Kapitalvertreter bei den Vermittlungsversuchen zwischen Unternehmen und Piloten". Junghans verlangt von den Kapitalvertretern "glaubhafte Vermittlungsversuche, und zwar mit dem gleichen Enthusiasmus, wie sie ihre Aufsichtsratsbezüge verdoppelt haben". (Claudia Ruff, DER STANDARD Print-Ausgabe, 1.9.2003)