Der größte deutsche Mobilfunk-Netzbetreiber T-Mobile, mit einem Tochterunternehmen auch in Österreich tätig, wird den für Herbst angekündigten Starttermin der neuen Mobilfunkgeneration UTMS nicht einhalten. Auf Grund mangelnder Verfügbarkeit von UMTS-fähigen Handys wird damit voraussichtlich keiner der vier Anbieter mehr bis Jahresende mit der Vermarktung in Deutschland starten.

"Ich kann keinen konkreten Starttermin für UMTS nennen"

T-Mobile-Chef Rene Obermann sagte am Montag auf der internationalen Funkausstellung in Berlin: "Ich kann keinen konkreten Starttermin für UMTS nennen". Die Markteinführung hänge insbesondere von der Verfügbarkeit und der notwendigen Anzahl der UMTS-Endgeräte ab, die noch nicht gegeben sei. Damit folgt T-Mobile seinem größten Konkurrenten Vodafone D2, der ebenfalls keinen Zeitpunkt für den kommerziellen UMTS-Start mehr vorgibt. Die kleineren Anbieter E-Plus und O2 wollen im Frühjahr nächsten Jahres erste kommerzielle Dienste, wie Videotelefonie oder schnellere Internet-Nutzung, anbieten.

An der Börse fand der erneute Verzug des UMTS-Starts keinen Niederschlag. Ein Händler sagte, die Ankündigung sei keine Überraschung. Der Kurs der Telekom-Aktien legte in einem freundlichen Gesamtmarkt um 1,9 Prozent auf 13,25 Euro zu. Ralf Hallmann, Analyst der Bankgesellschaft Berlin, sagte, UMTS habe bei der Unternehmensbewertung bis Ende kommenden Jahres wegen zunächst nur geringer Nutzerzahlen keinen Einfluss. Noch stehe kein Anbieter bei UMTS unter Zugzwang. Im Weihnachtsgeschäft dominierten Handys mit Kamera oder Farbdisplay für Privatkunden.

Mehrmals verschoben

Der Start der schnelleren Übertragungstechnik UMTS war von den europäischen Mobilfunkanbietern mehrmals verschoben worden, da unerwartet große technische Probleme auftraten. Ursprünglich sollte UMTS in Europa bereits zu Jahresbeginn 2003 starten, nachdem die Lizenzen in den Jahren 2000 und 2001 für rund 100 Mrd. Euro vergeben worden waren.

Neben der geringen Zahl von Handys bereitet der Übergang von Verbindungen zwischen der derzeitigen GSM-Technik und dem neuen Standard noch Probleme. Weltmarktführer Vodafone mit seiner deutschen Tochter D2 weigert sich seit dem Frühjahr, einen Starttermin zu nennen. In Europa bietet nur der Hongkonger Mischkonzern Hutchison Whampoa UMTS-Produkte in Großbritannien, Italien und Österreich an. Die Nachfrage ist wie in Japan noch verhalten.

Die beiden kleineren deutschen Mobilfunkanbieter wollen bislang im Frühjahr 2004 mit der UMTS-Vermarktung beginnen. E-Plus plant einen Start zur Technologiemesse Cebit Mitte März, der kleinste Mobilfunkbetreiber O2 peilt das Frühjahr an. Beide haben bereits Milliardenbeträge für die ersteigerten Lizenzen abgeschrieben, da sie mit geringeren Nutzerzahlen als ursprünglich erwartet rechnen. Mit mobilcom und der Telefonica-Tochter Quam haben sich bereits zwei Unternehmen, die im Jahr 2000 eine der sechs deutschen Lizenzen erhalten haben, aus dem UMTS-Markt verabschiedet.

"Es macht keinen Sinn um einiger Monate willen der erste Anbieter zu sein"

T-Mobile-Chef Obermann sieht sein Unternehmen nicht unter Zeitdruck. "Es macht keinen Sinn um einiger Monate willen der erste Anbieter zu sein", sagte er mit Blick auf das Firmenimage. Die technischen Probleme, die die Branche in der Vergangenheit mit mobilen Datendiensten verzeichnet habe, sollte die Branche bei UMTS nicht wiederholen. Um die Kunden zufrieden stellen zu können, müssten die Handy-Hersteller mindestens fünfstellige Stückzahlen liefern können. Derzeit entsprächen auch das Design und die Funktionen der UMTS-Handys noch nicht den Anforderungen. (APA/Reuters)