Mit herber Kritik an seinem Urteilsvermögen ist Israels Expremier Ehud Barak in einem mit Spannung erwarteten Untersuchungsbericht davon gekommen, der am Montag in Jerusalem vorgelegt wurde. Im Falle des früheren Sicherheitsministers Shlomo Ben-Ami ging die von dem Höchstrichter Theodor Or geleitete Kommission hingegen weiter und empfahl, ihn für immer aus diesem Amt fern zu halten. Für einige hohe Polizeioffiziere, die zum Teil für die unnötige Verwendung scharfer Munition verantwortlich gewesen seien, wurden harte persönliche Sanktionen bis hin zur Entlassung angeraten. Drei arabische Politiker wurden gerügt, weil sie zur Aufwiegelung beigetragen hätten.

Der Bericht durchleuchtet einen besonders schmerzvollen Abschnitt im Zusammenleben von Juden und Arabern im jüdischen Staat. Am 1. Oktober 2000, wenige Tage nach Beginn der Intifada, griffen die Unruhen plötzlich auch auf Israel selbst über. Besonders in Nordisrael, aber auch im Zentrum und im Süden rotteten sich an vielen Punkten arabische Massen zusammen, warfen Steine und blockierten Straßen. Die Polizei setzte Schusswaffen ein. Am Ende waren 13 Araber tot, ein israelischer Autofahrer wurde durch einen Stein getötet.

Das Ungewöhnliche war, dass hier nicht die Armee gegen palästinensische Aufständische gekämpft hatte, sondern die Polizei gegen Bürger des eigenen Staates. Die Araber erhoben den Vorwurf, die Exekutive habe rücksichtslos überreagiert und die damalige Linksregierung unter Barak trage dafür die politische Verantwortung. Polizisten wiederum sagten aus, sie seien in Lebensgefahr und mangelhaft ausgerüstet gewesen, einen Ausbruch dieser Größenordnung habe man nicht vorhersehen können. (DER STANDARD, Printausgabe, 2.9.2003)