
"Die Wirtschaft regiert den Globus" - Global 2000 demonstriert vor dem Parlament mit einem aufgeblasenen Wirtschaftsboss
"Sie dürfen den österreichischen Stellenwert im internationalen Zusammenhang nicht überschätzen", konterte der Sektionschef im Wirtschaftsministerium und stellvertretenden Leiter der österreichischen Delegation in Cancun, Josef Mayer, auf den Vorwurf, die österreichische Regierung setzte sich nicht ausreichend für eine Neuorientierung der WTO ein.
Wellen
Gerade bei Themen wie der öffentlichen Daseinsvorsorge, die in Österreich große Wellen geschlagen haben, sei die Ausgangssituation schon innerhalb der 15 EU-Staaten sehr unterschiedlich und noch viel mehr bei allen 146 WTO-Mitgliedsländern, betonte Mayer. Durch das Konsens-Prinzip - jedes Land hat eine Stimme - habe auch jeder Mitgliedstaat die Möglichkeit die Zustimmung zu verweigern.
Kritik an den WTO-internen Prozessen übte Elisabeth Türk, Juristin im Center for International Environmental Law (CIEL), einer nicht profitorientierten US-Anwaltskanzlei. Zum einen reflektiere der aktuelle Entwurf für die Ministererklärung in Cancun in vielen Punkten nicht die tatsächliche Diskussion in der Zivilgesellschaft bzw. sei die Position der Entwicklungsländer oft nicht gleichermaßen berücksichtigt wie die der Industriestaaten.
Beim strittigen Thema Investitionen gebe es zwar für die Ministererklärung in Cancun zwei Optionen - den Beschluss, konkrete Verhandlungen aufzunehmen oder das nicht zu tun und den so genannten Studienprozess fortzusetzen -, allerdings sei nur die Aufnahme der Verhandlungen im Anhang näher ausgeführt. Ein Papier Indiens mit Details zu dem von vielen Entwicklungsländern präferierten Evaluierungsprozess sei dagegen nicht aufgenommen worden. Die Entstehung der Texte sei generell transparenter zu gestalten, fordert die Juristin.
Türk betonte aber auch, dass es gerade bei Investitionen extrem unterschiedliche Positionen zwischen den Industrieländern gebe. Während die EU, aber auch Japan und die Schweiz ein multilaterales Investitionsschutzabkommen gerne so rasch wie möglich auf die Tagesordnung der WTO bringen will, hätten die USA wenig Interesse daran - nicht zuletzt, weil sie mit vielen Ländern derzeit schon vorteilhaft bilateralen Vereinbarungen haben. Ein multilaterales Vertragswerk könnte daher möglicherweise einen Rückschritt für die USA bedeuten, so Türk.