Madrid - Im Rahmen der juristischen Aufarbeitung der Diktatur in Argentinien könnte nach den Worten von Verteidigungsminister Jose Pampuro bis zu 2.000 ehemaligen Militärs der Prozess gemacht werden. Dies betreffe vor allem Armeemitglieder im Ruhestand, aber auch noch aktive Militärs, sagte Pampuro am Mittwoch gegenüber der spanischen Tageszeitung "El Pais".

Pampuro räumte ein, die Militärs seines Landes sorgten sich angesichts der geplanten juristischen Verfolgung um den Ruf der Streitkräfte. Sie würden jedoch mit der Justiz zusammenarbeiten, um nach zwanzig Jahren endlich "einen Schlussstrich" unter die Zeit der Militärdiktatur zu ziehen. Die Entscheidung von Präsident Nestor Kirchner, die Amnestiegesetze aus den 80er Jahren aufzuheben und Menschenrechtsverbrechen aus der Zeit der Diktatur von 1976 bis 1983 zu verfolgen, treffe bei der Armee auf volles Verständnis. Allerdings dürfe die juristische Verfolgung nicht zu einer "Hexenjagd" geraten.

Während der Militärdiktatur in Argentinien wurden Schätzungen zufolge bis zu 30.000 Menschen getötet. Dutzende führende Militärs wurden in den 80er Jahren wegen Mord, Entführungen und Folter verurteilt. 1990 kamen sie jedoch durch die unter dem peronistischen Präsidenten Carlos Menem verabschiedeten, unter dem Druck der Armee zu Stande gekommenen Amnestiegesetze frei. Präsident Nestor Kirchner kündigte bereits bei seinem Amtsantritt im Mai dieses Jahres an, dass die Straflosigkeit in Argentinien auf allen Gebieten ein Ende haben müsse. Das argentinische Abgeordnetenhaus stellte sich im August mit großer Mehrheit gegen die Amnestiegesetze. (APA)