Auch im reifen Alter

von 23 Jahren gibt sich WordPerfect der Übermacht von Microsoft Word nicht geschlagen. Das inzwischen vom kanadischen Software-Haus Corel betreute Textverarbeitungsprogramm präsentiert sich in der elften Ausgabe als Wanderer zwischen den Welten: Das eigene Textformat wpd wird ebenso beherrscht wie das verbreitete Konkurrenzformat doc, die Internet-Standards HTML und XML oder das für die Weitergabe von Dokumenten beliebte PDF. Das Office-Paket liegt nun auch wieder in einer deutschsprachigen Ausgabe vor.

Foto: Corel

Für jede Art von Textdokument

sollte es nur ein einziges Programm geben, und das möglichst einfach zu benutzen. Dieses Ziel stand den Entwicklern offenbar vor Augen, als sie darangingen, den Veteran neu aufzupolieren. Das Ergebnis macht diesmal einen wesentlich überzeugenderen Eindruck als das vor zwei Jahren vorgestellte WordPerfect Office 2002. Damals wurde der gute Eindruck von häufigen Systemabstürzen getrübt.

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WordPerfect Office 11

verzichtet auf den E-Mail-Client der Vorgängerversion (CorelCentral) und enthält statt dessen eine Schnittstelle zum Adressbuch von Microsoft Outlook. Die Standardausgabe enthält die Textverarbeitung (WordPerfect), die Tabellenkalkulation (Quattro Pro) und die Präsentationssoftware (Presentations).

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Die Textverarbeitung macht

einen soliden Eindruck. Eine sinnvolle Funktion ist die Direktvorschau von Formatierungen: Wenn man mit der Maus durch die Formatvorlagen wandert, sieht man im Fenster des Dokuments sofort, wie sich dies auf die Textdarstellung auswirkt. Auch bei der Einzelformatierung von Zeichen kann der Anwender so besser kontrollieren, wie sich etwa die unterschiedliche Schattierung von Buchstaben optisch auswirkt.

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Der Filter für den Import

von MS-Word-Texten kommt auch mit Textboxen und anderen speziellen Elementen zurecht. In der Gegenrichtung speichert WordPerfect Texte auch im doc-Format, die dann von Word anstandslos angezeigt werden. Der Export in HTML erzeugt Dateien mit internen CSS-Stilangaben. Beim Speichern als XML-Datei wird eine Dokumententypdefinition des Oasis-Konsortiums verwendet, das Ergebnis lässt sich ohne Probleme von XML-Anwendungen für die unterschiedlichsten Zwecke verwenden. Das dritte Format zum "Freigeben" des in WordPerfect erstellten Dokuments ist PDF - in umfangreichen Dokumenten werden hier auch interne Hypertext-Verknüpfungen übernommen.

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Schade, dass der

PDF-Export nicht auch von Quattro Pro unterstützt wird. Dafür lassen die Internet-Funktionen der Tabellenkalkulation kaum Wünsche offen. Neben dem Speichern in HTML und XML gehören hier auch Web-Abfragen dazu: Dabei lassen sich Daten auf Web-Seiten ohne Umweg über den Browser direkt in eine Quattro-Pro-Tabelle einfügen.

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Corel Presentations heißt

die Alternative zu PowerPoint. Dieses Programm bietet ebenfalls den Brückenschlag zu diesem Microsoft-Format und erstellt auch HTML-, XML- und PDF-Dateien. Auf den vom Vorgänger noch unterstützten Export als Flash-Animation wurde verzichtet. Dafür gibt es jetzt die Möglichkeit, fertige Präsentationen in eine exe-Datei zu packen, die unabhängig von der vorhandenen Software auf jedem PC gestartet werden kann.

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Für die Gestaltung von XML-Dokumenten

hält WordPerfect einen eigenen "Project Designer" bereit, mit dem jedes Element der XML-Struktur eine eigene Formatierungsanweisung erhält. Dabei verwendet die Software Dokumenttypdefinitionen (DTD), das neuere XML-Schema wird ebenso wenig unterstützt wie die Einbindung von XLS-Dateien für eine bestimmte Darstellung der XML-Inhalte. Die Unterstützung dieser Standards aus der XML-Familie bleibt der Spezialsoftware XMetaL von Corel vorbehalten.

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WordPerfect Office 11 erfordert

einen PC ab Pentium-166 mit Windows (ab 98 SE). Die minimale Arbeitsspeicherausstattung liegt bei 64 MB, empfohlen werden 128 MB oder mehr. Corel vertreibt sein Office-Paket in zwei Ausgaben. Der Preis für die Standardversion wurde um mehr als die Hälfte auf rund 200 Euro gesenkt; dazu gehört eine zweite CD mit Cliparts und Schriften. Die nur in englischer Sprache vorliegende Professional-Version mit dem Datenbankprogramm Paradox wird allein in Firmenlizenzen vertrieben. Das Update auf die Standardversion kostet 99 Euro - die Berechtigung dafür erstreckt sich nicht nur auf Inhaber früherer WordPerfect-Ausgaben (ab 5.0), sondern auch auf registrierte Besitzer von Microsoft Office (ab 95) oder Microsoft Works.(APA/AP)

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