MAK
Wien - Styropor ist kein Material für die Ewigkeit. Was meist der transportsicheren Verpackung dient, nützt der Linzer Künstler Helmuth Gsöllpointner bei der im Wiener Museum für angewandte Kunst (MAK) gezeigten Schau "Temporäre variable Raumobjekte" für eine Inszenierung des Verborgenen: Meterhohe Styroporkuben werden durch präzise Schnitte zu Teleskopplastiken, die das Innere der Form erlebbar machen. Die Ausstellung ist ein "sehr überzeugender Höhepunkt einer 50-jährigen Auseinandersetzung mit dem Thema Skulptur", so MAK-Direktor Peter Noever.

Geschlossene, weiße Blöcke, mal rechteckig, mal mit einzelnen geschwungenen Kanten, stehen überdimensional in der MAK-Ausstellungshalle. Dass diese das formale Ausgangsmaterial der benachbarten, bis zu acht Meter hohen Skulpturen sind, zeigen die passgenau ineinander greifenden Schnittlinien an ihrer Oberfläche. Denn die in der schlichten Struktur verborgenen vielfältigen Potenziale der Form entfaltet Gsöllpointner in seinen abstrakten, zwischen Bildhauerei, Design und Architektur angesiedelten Plastiken mit maschinengleich geführten Schnittlabyrinthen, die nicht zerschneiden, sondern Stufen, Blöcke, Laden aus der Grundform herausziehbar machen. Diese Schnitte seien "nicht nur reine Mathematik und Konstruktion, sondern sehr viel Sucharbeit", so Gsöllpointner, der bei der Schau im MAK ein "Manifest" seines künstlerischen Schaffens zeigen will.

Rätsel-Spielzeug

Das Innere der geschlossenen Form wird so in den "experimentellen, spielerischen Arbeiten" (Noever) öffentlich: Aus dem Kubus entsteht eine Welt an zusammenhängenden Objekten, die an Maschinenteile ohne Funktion, an Baukastenelemente, zuweilen an überdimensionales Rätsel-Spielzeug wie den in den 80ern weit verbreiteten "Kubik"-Würfel erinnern. Spielen dürfen auch die Besucher, die angeregt werden, selbst die Objekte zu manipulieren. Form und Material der Ausstellungsobjekte sind spielerisch und temporär.

Aus dem in sich Ruhenden der geschlossenen Form entstehen so vielfältige Arten der Rauminszenierung. So zeigt etwa die eigens für die Ausstellung entworfene "Große MAK" in der Eingangshalle die Grundform, fünf gruppierte aufgeschnittene Kuben und eine Sammlung der durch die Schnitte entstehenden Einzelteile. Die Leichtigkeit und Vergänglichkeit des Materials unterstreicht den Modellcharakter der Arbeiten. Zusätzlich zu den 21 Großskulpturen zeigen an die vierzig kleine Stahlobjekte Gsöllpointners Neuinszenierung des Inneren. Zur von Maria Bußbaum kuratierten Ausstellung ist ein Katalog erhältlich.

Der 1933 in Brunnwald bei Leonfelden geborene Gsöllpointner hat 1955 sein Studium an der Angewandten beendet und war wesentlich an der Etablierung der oberösterreichischen Landeshauptstadt als international angesehener Kunst- und Kulturstadt beteiligt. Er war als Kurator und Rektor der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung tätig. Ab den frühen 70er Jahren war Gsöllpointner treibende Kraft hinter Linzer Großausstellungen wie dem Forum Design.

(APA)