London/Teheran - Die britischen Botschaft in der iranischen Hauptstadt Teheran ist am Mittwoch von Unbekannten beschossen worden. Von einer angrenzenden Straße aus seien fünf Schüsse auf das Botschaftsgebäude abgefeuert worden, die aber niemanden getroffen hätten, berichtete der britische Sender BBC unter Berufung auf die diplomatische Vertretung in Iran. Die Botschaft sei zunächst für das Tagesgeschäft geschlossen worden. Augenzeugen berichteten, die iranische Polizei habe das Gebäude aus Sicherheitsgründen umstellt.

Fünf Schüsse

Bei dem Vorfall sei niemand verletzt worden, sagte ein Sprecher des britischen Außenministeriums in London. Fünf Schüsse seien abgefeuert worden, und die Kugeln seien in Büros im ersten und zweiten Stock eingeschlagen.

Iranischer Botschafter aus London abgerufen

Stunden vor dem Angriff, bei dem Fensterscheiben zu Bruch gingen, hatte die iranische Regierung ihren Botschafter in Großbritannien, Morteza Sarmadi, zeitweilig zurückbeordert. Hintergrund ist offenbar der Streit zwischen Teheran und London um den früheren iranischen Botschafter in Argentinien, Hadi Soleimanpur, der trotz eines Kautionsangebots der iranischen Regierung weiter in Auslieferungshaft in Großbritannien sitzt.

Vorwürfe gegen iranischen Botschafter in Argentinien

Dem 47-Jährigen wird vorgeworfen, an der Planung und Ausführung des verheerenden Bombenanschlags auf ein jüdisches Kulturzentrum in Buenos Aires im Jahr 1994 beteiligt gewesen zu sein. Dabei waren 85 Menschen getötet und etwa 200 verletzt worden. Die iranische Regierung hatte gegen die Festnahme scharf protestiert und Buenos Aires vorgeworfen, die Anschuldigungen gegen Soleimanpur seien "politisch motiviert." Soleimanpur war auf Ersuchen der argentinischen Behörden am 21. August in der nordenglischen Universitätsstadt Durham festgenommen worden, wo er wissenschaftlich tätig war.

Erst am Montag hatten sich Hunderte von Studenten vor der britischen Botschaft in Teheran versammelt, um gegen die Verhaftung Soleimanpurs zu protestieren. Nach Angaben des BBC-Korrespondenten in Teheran gibt es Spekulationen darüber, dass der britische Botschafter im Iran wegen des Streits des Landes verwiesen werden solle. Im Zuge der Affäre hatte Teheran die Freilassung Soleimanpurs und eine Entschuldigung seitens Großbritannien verlangt. Nach BBC-Angaben hat die Regierung in London ein Eingreifen in das Auslieferungsverfahrens abgelehnt. Es handle sich nicht um einen politischen, sondern ein rein juristisches verfahren, hieß es nach Angaben des Senders.(APA/dpa/Reuters)