Wien - Rundum zufrieden war man am Mittwoch im Wiener Messezentrum am Ende des 25. Europäischen Kardiologenkongresses. Laut der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) gab es 25.600 Teilnehmer. Bei den österreichischen Kardiologen will man den Schwung von der Mega-Veranstaltung in die künftigen gesundheitspolitischen Debatten rund um Versorgung und Kosten mitnehmen.

Der organisatorische Chef des Kardiologenkongresses, Allan Howard: "Wien war eine exzellente Wahl. Der Veranstaltungsort ist ideal, im Herzen Europas. Die Stadt ist bezaubernd und sehr attraktiv für internationale Besucher." Im Messezentrum wären ganz ausgezeichnete Voraussetzungen gegeben gewesen.

Geringe finanzielle Mittel

Allerdings, im Vergleich zu den USA können die Kardiologen in Europa bei weitem nicht mit jenen Forschungsmitteln rechnen, die in den Vereinigten Staaten vorhanden sind. Univ-Prof. Dr. Dietmar Glogar, Präsident der österreichischen Kardiologengesellschaft: "Die Qualität der hier präsentierten Forschungsergebnisse erreicht ganz sicher das Niveau von US-Tagungen. Die EU gibt im Zeitraum 2002 bis 2006 2,2 Mrd.Euro für die gesamte medizinische Forschung aus, das National Institut of Health in den USA in einem Jahr 28 Milliarden Euro."

30 österreichische Forscher hielten Vorträge

Rund 500 Kardiologen aus Österreich hatten an dem Kongress teilgenommen. Etwa 30 österreichische Forscher hielten Vorträge. Univ.-Prof. Dr. Thomas Stefenelli vom Wiener Kaiserin Elisabeth Spital: "Das zeigt, auf wie breiter Basis wir in Österreich nicht nur eine hervorragende kardiologische Versorgung, sondern auch eine hochkarätige Forschung haben." Es gab auch Live-Übertragungen von kardiologischen Eingriffen zu dem Kongress aus dem Wiener AKH.

Die österreichischen Kardiologen wollen aber auch mit dem Rückenwind des Mega-Kongresses die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie die Versorgung von Patienten verbessern. Glogar: "Diese Positivwelle muss jetzt genutzt werden, um auch in Österreich Präventionsmaßnahmen voranzutreiben." Man werde dabei auch Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (V) bei ihren Initiativen unterstützen.

Modernste Mittel für Herzpatienten

Zusätzlich wird man darauf drängen, dass auch in der täglichen Versorgung von Herzpatienten die modernsten Mittel eingesetzt werden. Was laut dem Wiener Kardiologen Dr. Georg Gaul kommen wird: In absehbarer Zukunft werden die meisten Patienten, welche eine implantierbare Gefäßstütze (Stent) zum Offenhalten verengter Herzkranzgefäße benötigen, solche Systeme erhalten, welche Medikamente zur Verhinderung einer neuerlichen Verengung minimieren. Begonnen wird hier allerdings vorerst mit besonderen Risikogruppen, zum Beispiel Diabetikern.

Ein weiteres Anliegen: In Österreich soll flächendeckend die Möglichkeit geschaffen werden, dass Patienten mit einem akuten Infarkt möglichst schnell eine Ballon-Dilatation (Aufdehnung der verlegten Herzkranzarterie, Anm.) bekommen könnten. Das ist derzeit die optimale Strategie. Dafür sind aber personelle und finanzielle Mittel notwendig. Einen leichteren Einstieg dazu könnte in den kommenden Jahren eine Vorausbehandlung von Infarktpatienten mit Gerinnsel-auflösenden Medikamenten bieten (Thrombolytika). Diese Thrombolyse vor der Einlieferung ins Spital (Herzkatheterlabor) mit nachfolgender Ballon-Aufdehnung erlaubt längere Transportwege und vergrößert das Zeitfenster, innerhalb dessen ein solcher Eingriff sinnvoll ist. (APA)