Der Hamburger Großverlag Gruner+Jahr will am Markt wieder offensiver werden und mit neuen Titeln seine Position stärken. "Wir haben den Schalter auf grün umgelegt", sagte Vorstandschef Bernd Kundrun am Mittwoch in Hamburg. Gruner+Jahr habe im Frühjahr einen Strategiewechsel vollzogen und die Orientierung auf Kosten und Erträge ergänzt um Innovation und Wachstum. "Wer zu einseitig nur auf die Kosten sieht, verliert seine Innovationsfähigkeit und seine Kreativität", sagte Kundrun. "Wir wollen einen ausgewogenen Mix zwischen Profitabilität und Wachstum erreichen."

Flaues Anzeigengeschäft

In der ersten Hälfte dieses Jahres ging der Umsatz gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres von 1,44 auf 1,24 Milliarden Euro zurück. Der Rückgang sei ausgelöst durch den Verkauf der Berliner Zeitungsgruppe und das flaue Anzeigengeschäft, hieß es. Mit dem Umsatz reduzierte sich der operative Gewinn (EBITA) von 121 auf 112 Millionen Euro. Die Umsatzrendite verbesserte sich von 8,4 auf 9,0 Prozent. "Wir könnten ohne Probleme auch zehn oder zwölf Prozent erreichen", sagte Kundrun. "Aber dann investieren wir eben nicht in neue Titel und damit die Zukunft des Unternehmens." Ziel sei eine Rendite von rund zehn Prozent.

Zweistelliger Millionenbetrag soll investiert werden

In den kommenden Jahren will Gruner+Jahr jedes Jahr einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag in neue Objekte im In- und Ausland investieren. Beispiele seien die Frauenzeitschrift "Woman", Sonderhefte etablierter Titel wie "Brigitte Kultur" oder "Stern Spezial Gesund Leben", der neue "Stern"-Ableger "Neon" oder der Relaunch von "Frau im Spiegel". Auch im Ausland seien etliche neue Titel im Aufbau.

Talsohle erreicht

Auf den Werbemärkten ist nach Kundruns Einschätzung die Talsohle erreicht. "Es geht erstmals seit zweieinhalb Jahren nicht mehr bergab", sagte der Verlagschef. "Wir spüren einen Schuss Optimismus im Markt." Auch die Hersteller von Markenartikeln müssten wieder in Innovationen und Wachstum investieren und für ihre Produkte werben. "Sonst trocknet der Ast aus, auf dem sie sitzen."

Mit der Entwicklung der "Financial Times Deutschland" zeigte sich Kundrun zufrieden. Die Auflage wachse stetig und selbst die Anzeigenumsätze seien gestiegen, weil die Zeitung höhere Anzeigenpreise durchsetzen konnte. Gruner+Jahr werde die notwendige Geduld aufbringen, bis das Blatt Gewinn abwerfe. (APA/dpa)