Berlin - Die 44. Internationale Funkausstellung hat die hohen Erwartungen der Branche übertroffen. Die große Mehrheit der Aussteller meldete ein gutes Geschäft und mit 270 000 Besuchern kamen mehr Menschen zur IFA als erwartet, hieß es im Schlussbericht am Mittwoch in Berlin. "Es sehe ganz danach aus, als sei die erwartete Trendwende unter dem Funkturm eingeleitet worden." 75 Prozent der 1007 Aussteller aus 37 Ländern nannten das Geschäft gut und sie erwarteten auch noch ein gutes Nachmessegeschäft, teilte die Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) mit. Die deutsche Branche erwartet nach zweistelligen Rückgängen im ersten Halbjahr 2003 ein Umsatzplus von 1,4 Prozent auf 19,3 Milliarden Euro.

Vernetzung im Blickpunkt

Auf der IFA waren neue Fernsehgeräte, Home-Cinema-Anlagen, DVD- und Festplattenrecorder sowie Digitalkameras gefragt, hieß es. Der Trend wird bestimmt von immer kleineren Geräten mit mehr Speicherkapazität und großen flachen TV-Geräten und kabelloser Übertragung. Thema war auch die Vernetzung von Computern mit TV- Geräten. Im Bereich Digitalfotografie werden Fotohandys mit verbesserter Auflösung einfache Digitalkameras vom Markt drängen, lautete eine Prognose auf der Messe.

Insgesamt treibe Digitaltechnik das Geschäft und löse analoge Anwendungen ab. Im lukrativen TV-Gerätemarkt soll der Wendepunkt von analog zu digital 2005 erreicht werden und im Jahr 2010 der Ablöseprozess beendet sein, hieß es auf der IFA. Derzeit haben Röhrengeräte noch einen Marktanteil von 80 Prozent.

Sony optimistisch

Für Sony war die IFA ein Indikator dafür, dass der Markt wieder anspringt. Großes Interesse habe es unter anderem für LCD-Fernseher gegeben. Der französische Medienkonzern Thomson äußerte sich außerordentlich zufrieden über das IFA-Ergebnis. "Klar zu erkennen war der Trend zu flachen Bildschirmen und für Produkte mit verbraucherfreundlichen Weiterentwicklungen", sagte Sprecher Jens Oberheide.

Doch die Aufbruchstimmung wird durch eine ungewisse Preiszukunft getrübt. Das Beispiel DVD-Player zeigt, wie eine neue Technik binnen kürzester Zeit als Billigprodukt verramscht wird. Mit Sorge wurde auf der IFA vernommen, dass DVD-Recorder und Flachbildschirme als Billigofferten auf den Markt kommen sollen. Schon vor der Messe hatte der Vorsitzende des Fachverbandes Consumer Electronics im ZVEI, Hans- Joachim Kamp, gefordert: "Wir brauchen endlich Ruhe an der Preisfront. Niemandem ist damit gedient, dass die Preise durch ruinösen Wettbewerb ständig nach unten tendieren."

Industrie nicht schuldlos

Allerdings ist die Industrie nicht ganz schuldlos an der Entwicklung, räumte er ein. Sie habe es versäumt, den Konsumenten deutlich zu machen, dass Innovationen nur von Markenherstellern zu erwarten seien. Dies will die Branche nun umkehren. Marken und eine damit verbundene Qualität soll stärker in den Vordergrund gerückt werden. Der fränkische Elektronikhersteller Loewe kündigte zum Beispiel eine Erhöhung der Garantiezeit auf drei Jahre an. Die Messe war auf Wunsch der Industrie von neun auf sechs Tage verkürzt worden. (APA/dpa)