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Herbert Haupt testete - bevor er beim Sommergespräch loslegte - die ORF-Kamera auf ihre Klar- und Deutlichkeit.

foto: apa/neumayr
Wien - Tatjana Lackner, deren "Schule des Sprechens" in der Wiener Postgasse Manager und Politiker (aber keinen Freiheitlichen) betreut, hat das ORF-Sommergespräch mit Vizekanzler Herbert Haupt mit professionellem Interesse beobachtet: "Haupt ist ein Volksvertreter und kein Pop-Politiker", lobt Lackner das "ehrliche Auftreten" Haupts.

Ehrlich im Sinne von: authentisch. "Es gibt zwei Typen von Sympathieträgern: die Identifikationsfiguren und jene, mit denen man sich zwar nicht identifiziert, die sich aber zumindest bemühen. Jemandem wie Haupt will man nichts tun, daher rührt auch die öffentliche Schonung", sagt Lackner.

In der Interviewsituation habe Haupt dennoch wie ein Prüfling gewirkt, nicht nur wegen der mangelnden Sprachmodulation: "Ein Interview ist aber kein Prüfungsgespräch, das "Abspulen von Daten, Fakten und Zahlen wirkt zwar bemüht, aber nicht emotional engagiert."

Haupt habe zwar einige seiner Fehler behoben (die Füller-Phrase "in aller Deutlichkeit" ist seltener geworden), auf Fragen sei er aber nur scheinbar eingegangen: "Er ist gut trainiert darin, Stichworte aufzugreifen, er verpackt neue Begriffe computerartig in seine Rede, wodurch beim Zuseher und wiederholt auch beim Moderator der Eindruck entsteht, der Vizekanzler würde antworten", hat Lackner beobachtet, "er antwortet in Wirklichkeit aber nicht."

Und von wegen Klarheit und Deutlichkeit: Als er gefragt wurde, ob 25 Prozent der Voest in Staatshand bleiben sollten, ließ Haupt statt eines Ja oder Nein eine lange rechtliche Erklärung vom Stapel - "er ist ein Meister der ewigen Ausreden: Er hat eine Bombe in der Hand gehabt, sie aber gleich wieder entschärft. Da darf er sich nicht wundern, wenn es für alle seine Aussagen Interpretationsbedarf gibt." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.9.2003)