Fantas Schimun and Friends
Foto: Katsey.com
Da weht einer der Blues ganz schön um die Ohren, wenn frau sich Fantas Schimuns Album "Variationen über die Freiheit eines anderen" zu Gemüte führt. "Schlager d’amour" oder "Forget him" heißen die Tracks, die sich aus einer ziemlich ungewöhnlichen, aber in sich sehr sicheren Mischung aus bedächtig-gefühligem Gesangsstil, minimalistischen Gitarren und sporadischen Sound-Distortions generieren. Und dabei ist "Variationen über die Freiheit eines anderen" erst der erste Output der heute 30-Jährigen. Wow.

In Österreich wurde Fantas Schimun erstmals Aufmerksamkeit zuteil, als einer ihrer Songs auf der Compilation "Bis auf weiteres eine Demonstration" erschien. Ihr Beitrag gab der Doppel-CD des Hamburger Labels "ZickZack" auch den Namen. Innerhalb Österreichs verschickte die Musikerin keine Tapes - absichtlich wie sagt. Schließlich wären alle Labels, mit denen sie sich eine Zusammenarbeit vorstellen konnte, in Deutschland gelegen.

Musikalische Wurzeln

Nach ihren musikalischen Wurzeln befragt, bleibt Fantas ziemlich wage. Von lauen Sommerabenden in ihrer Heimat am Klopeinersee ist die Rede, an denen sie und ihre Mutter in den Genuss von "internationalen Schlagerfestivals" kamen. "Da trat die Musik in mein Leben", meint die Autodidaktin. "Eine tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit und das Wissen, nicht allein zu sein", hätte sie dazu bewegt, mit dem Musikmachen zu beginnen. Wen wundert es, dass einer in der Provinz der Schlager als erste Form einer "illusionären Vorstellung" erscheint? Wohl nur ausgewiesene StädterInnen, deren Anzahl sich in Österreich ja ausschließlich aus Wien speist.

Mit ihrem Interesse an Musik, die "die Masse bewegt", ging auch das für Instrumente einher: Es begann in der Volksschule mit der Blockflöte und hat sich bis heute auf Akkustikgitarre, Effekte und Musiksoftware ausgeweitet. "Ich kann nicht zwischen Performerin und Musikerin entscheiden", meint Fantas Schimun befragt nach ihrer Selbstdefinition auf der Bühne. Die Performance legt sie in die Musik: Auf "Stimmen der Industrie" kommt ein Stimmensimulator zum Einsatz, mit dem sie ihre eigene Stimme verfremdet und zur Äußerung einer/s anderen werden lässt. "Natürlich stelle ich damit auch weibliche Stereotypen in frage".

Wo fängt Politik an, wo hört sie auf?

In ihrem Mini-Hit "Bis auf weiteres eine Demonstration" bezieht sich Fantas Schimun auf die im Jahr 2000 entstandene Wiener Demo-Bewegung. Ob es in ihrer Musik grundsätzlich eine politische Dimension gäbe, beantwortet die Musikerin folgendermaßen: "Ich versuche einfach nur, die Widersprüchlichkeit gewisser Momente einzufangen. Also das, was mich bewegt. Wenn du die verschiedenen Eindrücke, die dich alltäglich berühren oder treffen als politischen Kontext sehen möchtest kann ich nur zitieren: 'Wo fängt Politik an, wo hört sie auf?'"

Ausweiten lässt sich diese Frage auch auf die Arbeitsbedingungen von MusikerInnen. "Ich will so unabhängig wie ich es zur Zeit praktiziere, weiterarbeiten. Netzwerkinitiativen wie female pressure, die Flittchen (Anm. Flittchen Records) und das Ladyfest bieten in der Zwischenzeit ja blühende Perspektiven". Die Zusammenarbeit mit Männern sei hingegen von Beschränkung und Ignoranz begleitet. "Tontechniker, die aufgrund deines Frau Seins nicht mit dir reden, gehören zur Tagesordnung, ebenso wie selbsternannte Musikgurus, die nur das beste für dich wollen".

Was die Zukunft bringt, ist nah: Im Moment arbeitet Fantas Schimun an neuem Material, das dann auch vollständig veröffentlicht werden soll. Eine Kostprobe ihrer neuen Tracks wird es am 18. Oktober im Rahmen von "Lady Shave" im Wiener Fluc geben. (freu)