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Der deutsche Schriftsteller Günter Wallraff hat die neuen Spitzelvorwürfe zurück gewiesen.

Foto: APA/dpa/Roland Scheidemann
Für Günter Wallraff hat sich "nichts an der Sachlage geändert". Für ihn sind "die neuen Vorwürfe die alten". Er bleibe dabei, er sei kein Stasispitzel gewesen, beteuerte der Journalist und Schriftsteller am Donnerstag. Es gebe "nur ein paar Karteikarten mehr", aber keine Beweise.

Die für die Stasi-Unterlagen zuständige Birthler-Behörde in Berlin hatte zuvor ihre Einschätzung zu den Geheimdienstkontakten des Schriftstellers revidiert. Wie Behördenchefin Marianne Birthler erläuterte, gebe es jetzt "ernst zu nehmende Hinweise" darauf, dass der Autor für den DDR-Geheimdienst "aktiv tätig war". Neu aufgetauchte Stasi-Akten und Zuordnungen legen nahe, dass Wallraff zwischen 1968 und 1971 als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) unter dem Decknamen "Wagner" aktiv mit der Stasi zusammenarbeitete.

Birthler erklärt, nach einer neuen Prüfung der Unterlagen unter Beibeziehung der jüngst vom US-Geheimdienst freigegebenen so genannten Rosenholz-Dateien ergebe sich nun eine "veränderte Lage". Vor kurzem hatte sie noch erklärt, keine ernsthaften Hinweise auf Wallraffs IM-Tätigkeit zu haben.

Fehler bei der Zuordnung von Nummern

Laut Birthler habe bisher unter anderem der so genannte Statistikbogen des Ministeriums für Staatssicherheit gefehlt, außerdem habe es Fehler bei der Zuordnung von Nummern gegeben. In den Stasi-Dokumenten wird "IM Wagner" sogar als "vertrauenswürdig" eingestuft. In den Rosenholz-Dateien wird Wallraff als so genannte "A-Quelle" bezeichnet. Das bedeutet, dass er andere Personen "abschöpfte".

Wie die Birthler-Behörde erläuterte, können nun auch Registriernummern eindeutig Wallraff zugeordnet werden. Demnach bekam die Stasi von ihm Informationen über chemische Kampfstoffe und psychologische Kriegsführung. Dieses Material wurde von der Hauptverwaltung Aufklärung des Ministeriums für Staatssicherheit so hoch eingeschätzt, dass es laut den Unterlagen an das Ministerium für nationale Verteidigung und den sowjetischen Geheimdienst KGB weitergegeben wurde. (DER STANDARD, Print, 05.09.2003)