Die Vergewaltigung eines neunjährigen Mädchens Anfang Juli in Saalfelden im Pinzgau hat nun ein gerichtliches Nachspiel. Aber nicht für den mutmaßlichen Täter, der sich trotz intensivster Fahndung der Exekutive ins Ausland abgesetzt haben dürfte, sondern für die Republik Österreich: Ein 24-jähriger Oberösterreicher, der tagelang mit vollem Namen und Foto in vielen heimischen Medien als Täter gesucht wurde, klagt wegen Rufschädigung. Er war zum Tatzeitpunkt als Senner auf einer Alm in Kärnten.

Auf die Spur des 24-Jährigen war die Exekutive nach Hinweisen aus der Bevölkerung gekommen. Florian K. hörte auf seiner Alm in Kärnten im Radio, er sei ein Kinderschänder, berichten die "Salzburger Nachrichten" (SN). Warum er sich nicht sofort meldete und den Irrtum aufklärte? "Ich hatte Angst, dass mir die Gendarmen etwas anhängen wollen." Der Anwalt des Oberösterreichers wird nun die Republik, die ermittelnden Beamten und die Zeugen wegen Rufschädigung klagen.

Erst ein Vergleich der DNA-Spuren ergab, dass K. mit dem brutalen Überfall nichts zu tun haben konnte. Während wertvolle Zeit verstrich und in Tirol gesucht wurde, setzte sich der tatsächliche Täter, ein Moldawier, in die Steiermark und später nach Oberösterreich ab. Dieser durfte sich noch immer in Sicherheit wiegen. Denn ein zweites Mal wurde Jagd auf den Falschen gemacht. Die Gendarmerie präsentierte nach der ersten Verwechslung ein Fahndungsfoto von Wartan M. (26) aus Armenien - auch er war nicht der Täter. Der Moldawier konnte entwischen, obwohl ihm zeitweise bis zu 170 Beamte auf den Fersen waren. (APA)