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Ein undatiertes Archivbild zeigt den deutschen Philosophen Theodor W. Adorno, der am 11. September vor 100 Jahren geboren wurde.

APA/dpa/dpaweb
Frankfurt/Main - Eine Ausstellung über den Philosophen Theodor W. Adorno ist von Freitag an in der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt zu sehen. Sie zeigt bis zum 21. Oktober Fotos, Briefe, Notizen, Kompositionen und andere Dokumente aus dem Leben des Denkers. Adorno wurde am 11. September 1903 in Frankfurt geboren und lebte dort bis zu seinem Tode 1969 - mit Ausnahme der Jahre, die er während des Nationalsozialismus' im Exil verbrachte.

Gezeigt werden unter anderem die Liste, mit der die Nazis 1933 Adorno und anderen jüdisch-stämmigen Dozenten die Lehrbefugnis entzogen, und das Gesundheitszeugnis, das ihm 1953 "beamtentauglich" als Professor schrieb. Auch private Seiten werden beleuchtet, wie der jahrelange Einsatz des Professors für eine Fußgängerampel vor dem Institut für Sozialforschung. Fotos zeigen neben Verwandten und Zeitgenossen Adorno verkleidet auf einem Faschingsball. Briefe dokumentieren zum Beispiel die Debatten zwischen Adorno, Max Horkheimer und Herbert Marcuse über die Studentenproteste.

Erstausgaben

Handschriften zeigt die Ausstellung kaum - Adorno diktierte seine Texte nach Notizen, die bis heute unter Verschluss sind. Zu sehen sind also meist die Erstausgaben seiner Werke. Eigenhändig sind hingegen Notenblätter Adornos, der auch ein ernst zu nehmender Komponist war. Auch "Rüsselmammuts Heimkehr" liegt in einer Vitrine, ein Horkheimer gewidmetes kleines Liedchen. Rolf Wiggershaus, Adorno-Kenner und Buch-Autor, charakterisierte den Philosophen vor der Eröffnung der Ausstellung am Donnerstagabend als "gleichzeitig unwiderstehlich und irritierend".

Eine Stadtführung auf den Spuren Adornos hatte am Donnerstag in Adornos Lieblingscafé im Westend begonnen. Der Schriftsteller Eckhard Henscheid, Vertreter der humoristischen "Neuen Frankfurter Schule" erwies dem Vater der "Frankfurter Schule" die Reverenz und gab Anekdoten zum Besten: Seine Frau habe selbst erlebt, wie Adorno an einer Ampel seine Gattin zur Seite geschoben habe, um freien Blick auf eine junge Blondine zu bekommen. Nach glaubwürdigen Erzählungen habe sich Adorno im Schrank seines Büros versteckt, um unliebsame Besuche nicht empfangen zu müssen. (APA)