Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: REUTERS/Abed Omar Qusini
Nablus - Eine israelische Spezialeinheit hat am Freitag im Westjordanland einen ranghohen Anführer der radikalen Palästinenser-Organisation Hamas getötet. Auch ein israelischer Soldat sei bei dem Einsatz in Nablus getötet worden, teilte die Armee mit. Vier weitere Soldaten seien verletzt worden. Das siebenstöckige Gebäude, in dem sich der Hamas-Anführer verschanzt hatte, wurde von den Soldaten gesprengt. Im Machtkampf mit Palästinenser-Präsident Jassir Arafat könnte der Vorfall einen Rückschlag für Ministerpräsident Mahmud Abbas bedeuten, der mehr Befugnisse fordert, um den Friedensprozess mit Israel voranzubringen.

In israelischen Sicherheitskreisen wurde am Mittag bestätigt, dass es sich bei dem getöteten Hamas-Anführer um den 27-jährigen Mohammad el Hanbali handelt. Den Angaben zufolge war Hanbali Oberbefehlshaber der Hamas-Einheiten im Norden des Westjordanlandes. Nach Hanbali, der von Israel als mutmaßlicher Organisator zahlreicher Selbstmord-Anschläge angesehen wird, war gezielt gefahndet worden. Die Hamas kämpft für die Zerstörung Israels.

Die israelische Armee teilte mit, Soldaten der an dem Einsatz gegen Hanbali beteiligten Einheit seien in das Wohngebäude in Nablus eingedrungen. Hanbali habe sich in einem Fahrstuhl-Schacht versteckt und das Feuer auf die Soldaten eröffnet. Offenbar kam es während des Feuergefechts zu den Opfern auf israelischer Seite. Die Operation sei mit der Sprengung des gesamten Gebäudes beendet worden. 28 Familien wurden dadurch obdachlos.

Beobachter fürchten, dass sich der inner-palästinensische Konflikt zwischen dem als Reformer bezeichneten Abbas und Arafat durch den Vorfall erneut verschärfen könnte. Denn bei militanten Gegnern von Abbas könnte die Tötung des Hamas-Anführers erneut Forderungen nach Vergeltung nach sich ziehen. Im Streit der palästinensischen Führungspersönlichkeiten geht es unter anderem um die Kontrolle der Sicherheitskräfte, die bei der Bekämpfung von Extremisten eine entscheidende Rolle spielen.

Faktisch steht nach der Aufkündigung der Waffenruhe durch radikale Palästinenser-Gruppen und Israels jüngsten Angriffen auf Hamas-Anführer der gesamte Nahost-Friedensplan zur Disposition. Abbas, im April von Arafat ernannt, hat sein politisches Überleben mit der Forderung nach Erweiterung seiner Vollmachten an das Palästinenser-Parlament verknüpft. Das Parlament will seine Beratungen hinter verschlossenen Türen am Samstag fortsetzen, nachdem die Sitzung am Donnerstag ohne greifbare Ergebnisse geblieben war.

Die USA halten trotz der jüngsten Gewalt an dem Friedensfahrplan fest. Vor allem die Palästinenser werden von den USA allerdings für den derzeitigen Stillstand verantwortlich gemacht. "Das Hauptproblem ist jetzt der Terrorismus und die Gewalt, und die Palästinenser-Regierung muss dies Problem in den Griff bekommen, wenn wir uns nach vorn bewegen wollen", sagte der Sprecher im US-Außenministerium, Richard Boucher. Der von den USA, der Europäischen Union (EU), den Vereinten Nationen (UNO) und Russland vorgelegte Friedensplan zielt auf ein Ende der seit Jahren anhaltenden Gewalt in Nahost und sieht die Gründung eines Palästinenser- Staates bis 2005 vor.(Reuters)