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Foto: Archiv
Während die DDR-Alltagsgeschichte derzeit im deutschen Fernsehen allerorten fröhliche "Ostalgie"-Urständ' feiert, ist eine Ikone des DDR-Fernsehen zur bedrohten Art geworden: der Sandmann. Im neuen TV-Angebot des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) findet sich zur gewohnten "Sandmann"-Zeit nun ein Boulevardmagazin, und "die Sandmann-Frage ist noch offen", so eine Sprecherin. Schon wurden entsprechende Rettungskampagnen gegründet.

"Sandmann, lieber Sandmann, es ist noch nicht so weit..."

"Sandmann, lieber Sandmann, es ist noch nicht so weit...": Ab 1959 besuchte "Das Sandmännchen" allabendlich die Kinder der DDR und wurde überredet, vor dem Schlafengehen noch eine Geschichte zu erzählen. Auch nach der Wende setzte der Wichtel mit Kultstatus sein Wirken in den ostdeutschen TV-Stationen sowie im ARD/ZDF-Kinderkanal (Ki.Ka) fort.

Ungewisse Zukunft

Doch nun ist die Zukunft des DDR-Sandmanns ungewiss. Der RBB legte ein Programmschema vor, in dem man den Klassiker vergeblich sucht. Ob und auf welchem Programmplatz er weiterhin zu sehen sein wird, sei noch nicht entschieden, berichtete die dpa. Beim RBB, der den "Sandmann" bisher gemeinsam mit dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) in Auftrag gegeben hat, verweist man auf den Ki.Ka. Der ist freilich ein Kabel- bzw. Satellitensender und nur im Raum Berlin via Antenne zu empfangen.

"Eine unserer wichtigsten Marken"

Der Ki.Ka sei darüber hinaus nur Einkäufer der Episoden, betonte Kinderkanal-Geschäftsführer Frank Beckmann. Er macht sich stark für den kleinen Bartträger mit dem Sandsack: "Der 'Sandmann' ist eine unserer wichtigsten Marken", sagte Beckmann der dpa am Freitag. "Mit ihm schicken wir die Kinder um 19.00 Uhr ins Bett. Und so soll es bleiben. Eine Änderung ist nicht diskutabel." Auch beim MDR hat man bereits ein klares Bekenntnis zum "Sandmann" abgelegt.

Rettungskampagne<>

Wird Berlin-Brandenburg wirklich "Sandmann"-freie Zone? Nicht, wenn es nach dem "Berliner Kurier" geht - die Tageszeitung startete prompt eine Rettungskampagne. Im dazugehörigen Internet-Gästebuch, das schon 93 Seiten stark ist, sprechen die Zuschauer Klartext: "Seid ihr denn wahnsinnig?" fragt ein entsetzter "Sandmann"-Fan. Ob jung oder alt, alle wollen sie ihren Kobold behalten. Da scheint man sogar die oft beklagte Mauer im Kopf zu überwinden: Es häufen sich Bekenntnisse von "Wessis", wegen des "Sandmann" weiland sogar DDR-TV "gekuckt" zu haben. Der "Sandmann" also als gesamtdeutsche Integrationsfigur: Hier "scheint die Politik gefordert", wie ein bedächtiger Gast schreibt. (APA)